Mit Kopf, Herz, Hand und allen Sinnen
LANDESPREIS FÜR KULTURELLE BILDUNG
24/11/16 Der heuer erstmals verliehene Landespreis für Kulturelle Bildung geht an das Projekt „Noahs Flut“ vom Verein Bridging Arts Salzburg, gegründet von Gero Nievelstein und Frances Pappas, sowie an das Projekt „A Scripted Situation“ von Lisa Hinterreithner und Martina Ruhsam.
Gero Nievelstein und Frances Pappas sind die Initiatoren des 2014 in Salzburg gegründeten Vereins „Bridging Arts – Lernen durch Kunst“. Sie „glauben an die verändernde Kraft von Kunst“, heißt es in der Aussendung der Landeskorrespondenz – und mit diesem Optimismus ist ja überhaupt die neue Auszeichnung verknüpft. Der Landespreis für Kulturelle Bildung ist mit 5.000 Euro dotiert und wurde auf Initiative des Landes in Kooperation mit dem Fachbeirat Kulturelle Bildung des Landeskulturbeirats neu entwickelt. Dafür wurde der alte „Landeskulturpreis“, der für kontinuierliche, langwährende Kulturarbeit im Land zugesprochen wurde, aufgegeben.
„Kulturelle Bildung ist Lernen durch und mit Kunst, erfolgt mit Kopf, Herz, Hand und allen Sinnen und schließt alle Generationen ein.“ So euphorisch formuliert das Kultur-Landesrat Heinrich Schellhorn. „Die unmittelbare Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden unterstützt die kreative und ganzheitliche Entwicklung jedes und jeder Einzelnen.“
Die graue Theorie dazu liest sich so: „Bei der Entwicklung des Preises wurden dem Begriff kulturelle Bildung vor allem folgende Merkmale zugeordnet: Kulturelle Bildung bezeichnet den Prozess der Auseinandersetzung des Menschen mit sich, seiner Umwelt und der Gesellschaft im Medium der Künste und ihrer Werke. Dazu zählen alle Arten von Kunst (wie bildende, darstellende, angewandte Kunst, Musik, Literatur, Film und Medien und Architektur) sowie die vielfältigen Kombinationsformen.“
Wie also lösen das Gero Nievelstein und Frances Pappas mit dem Verein „Bridging Arts – Lernen durch Kunst“ ein? „Der Verein unterstützt Künstlerinnen und Künstler, die in und mit ihrer Arbeit die Verbindung zu Menschen in ihrem Umfeld suchen und diese in ihre künstlerischen Prozesse einbeziehen. Bridging Arts leistet mit seinen Projekten einen Beitrag zu einer freien und offenen Gesellschaft. Der Fokus liegt auf Musik– und Theaterprojekten mit erzieherischem Charakter. Denn für Menschen ist es wichtig, in ihrer direkten Umgebung akzeptiert und dort auch einbezogen zu sein.“
Ein Ergebnis war die Produktion der Oper "Noahs Flut" von Benjamin Britten, die als zehnmonatiges Community Art Projekt in Salzburg zustande kam. Sie band 160 Akteurinnen und Akteure von vielen verschiedenen Gruppen, Institutionen und Vereinen aus Stadt und Land Salzburg als Abbild der hohen Diversität der in Salzburg Lebenden ein: „Professionelle Akteurinnen und Akteure und Menschen mit wenig oder sogar ohne Vorbildung, jede und jeder nach den eigenen Möglichkeiten, kamen zusammen, um ein großes Ganzes zu schaffen, miteinander und voneinander zu lernen, einander wertzuschätzen, jeder und jede als wichtiger Teil im Gesamtgefüge.“ So das Resumée.
Beim ebenfalls ausgezeichneten Projekt „A Scripted Situation“ von Lisa Hinterreithner und Martina Ruhsam „werden die Rollen von Zuschauerinnen und Zuschauer sowie Akteurinnen und Akteuren und auch die Gewissheit aufgelöst, was nun inszeniert ist und was spontan passiert. Alle sind gefordert, sich ein eigenes Bild dieses Kunstereignisses zu schaffen, alle sind zugleich Zuschauerin und Zuschauer sowie Akteurin und Akteur.“ So gelinge bei niedriger Eintrittsschwelle leicht ein Anstoß, über Funktion und Funktionieren einer, wie die Künstlerinnen und Künstler es nennen, "sozialen Choreografie" nachzudenken.
"Bei beiden ausgezeichneten Projekten werden die Beteiligten auf unterschiedliche, aber beeindruckende Weise künstlerisch inspiriert, zur sozialen Interaktion motiviert und durchaus unterhaltsam, also ohne jeden pädagogischen Zeigefinger, kulturell weitergebildet", heißt es in der Jurybegründung. Der Jury gehörten Bernhard Flieher, Reinhold Tritscher und Michael Wimmer an. Aus 14 Einreichungen wurden zwei Projekte einstimmig ausgewählt. Der preis wurde an beide Projekte zu gleichen Teilen vergeben. (Landeskorrespondenz/dpk)