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Gefragt ist Unabhängigkeit

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

05/06/15 Es war eine Art Ritual im kulturellen Jahrlauf: Knapp vor Weihnachten lud Tomas Friedmann in seiner Funktion als Vorsitzender des Dachverbands Salzburger Kulturstätten jedes Jahr zum Pressegespräch: Da hat er die Plus- und Minuspunkte verteilt, die sich im jeweiligen Jahr angesammelt hatten.

Nun also legt Tomas Friedmann aus freien Stücken diese ehrenamtliche Aufgabe nieder. Sie ist in den zehn Jahren, da er sie mit beachtlicher Energie ausfüllte, zu einer Art ”Amt” geworden, das man sich aus dem Kulturleben am Ort gar nicht mehr wegdenken möchte: Friedmann war und ist einer, der sagt, was Sache ist. Einer, der sich nie ein Blatt vor den Mund genommen hat und den es persönlich ganz wenig geschert hat, wenn er – gar nicht selten – irgendwo angeeckt ist. In jüngerer Vergangenheit war das meistens beim Land, das seine Hausaufgaben in der freien Kulturförderung noch lange nicht wirklich geziemend erledigt hat.

Es wird nicht leicht sein, Tomas Friedmann in dieser Funktion zu ersetzen. Gefragt ist vor allem jemand, der sich bedingungslos den Mund aufzumachen getraut und nicht persönlich um die Sympathie der Subventionsgeber fürchten muss. Da war Tomas Friedmann als Leiter des Literaturhauses (einer Einrichtung, die um ihre Förderungen nie ernsthaft hat bangen müssen) in einer vorteilhaften Position. Und der den ”Freien” hat eine solche fast niemand.

Gerade diese Kombination aus persönlicher Integrität und Gelöstheit von persönlichen finanziellen Abhängigkeiten wird sich so leicht nicht finden.

Deshalb ist auch gut, wenn Tomas Friedmann zum Abschied angekündigt hat, dass er sich zwar als Dachverbands-Vorsitzender, aber nicht vom Dachverband verabschiedet. Und dass er sich als wacher Kopf zu Wort melden wird – daran zweifelt niemand, der ihn kennt.

 

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