Endlich weltoffen und tolerant
GLOSSE
Von Heidemarie Klabacher
21/05/15 „Salzburg ist weltoffen und tolerant. Ampelpärchen werden an der Staatsbrücke installiert.“ So heißt es heute Donnerstag (21.5.) in einer Aussendung der SPÖ Salzburg. Weltoffen und tolerant. Soso. Das ist, nach der Durchsetzung des sektorialen Bettelverbotes in der weltoffenen und toleranten Kultur- und Menschenrechtsstadt, gut und wichtig. Geht aber bei Weitem nicht weit genug.
Wer wirklich tolerant ist, denkt weiter. An die Singles. An die Familien. An die Hundebesitzer und Hundebesitzerinnen. An die bekennenden heterosexuellen Paare. An die RollstuhlfahrerInnen. An die KinderwagenschieberInnen.
Und wer wahrlich tolerant wäre, dächte noch viel weiter, an die durch Überschneidung sich ergebenden Untergruppen: Transsexueller Single mit Frau- und Kinderwunsch. Homosexuelle Rollstuhlfahrerin mit hundebesitzender eingetragener Lebenspartnerin… Sie alle finden an der Ampel kein „Rot“ oder „Grün“ aufleuchtendes wegweisendes Gegenüber.
Auch Armutsmigranten und Kapuzinerbergsandler haben es noch nicht zu einem gemeinsamen, geschweige denn zu einem ausdifferenzierten Ampelsymbol gebracht. Müssen diese sich mit ihrem Hausrat auf dem Rücken an „Rot“ – „Grün“ überhaupt halten? Rechtsfragen tun sich auf!
Ein Anfang ist immerhin gemacht. „Nach dem Wiener Vorbild und auf Initiative von SOHO-Vorsitzendem Georg Djunjda beauftragte Bürgermeister Heinz Schaden die Installierung von drei Ampelpärchen an der Staatsbrücke“, heißt es in der Aussendung des SPÖ-Gemeinderatsclubs. „Zwei Paare davon sollen gleichgeschlechtlich sein“, kündigt der SPÖ-Klubvorsitzende Bernhard Auinger an. Die Installierung an diesen drei stark frequentierten Gehsteigen in der Altstadt, sensibilisiert und zeigt, dass die Stadt Salzburg weltoffen und tolerant ist.“
Wo an einer Brücke ein dritter Gehsteig sich verbergen könnte, recherchieren derzeit noch die investigativen DrehPunktKultur-Aufdecker. Aber das ist ein Architektur- und kein Gender-Thema und also nicht brisant.