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Stimmband-Prophylaxe

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

27/01/15 Das Sängervolk ist ein Armes, heißt es immer wieder: Es wird von Termin zu Termin gehetzt und keiner schert sich um Ruhepausen. Stimmt schon. Oft, wahrscheinlich zu oft. Aber es gibt auch eigenverursachte Strapazen. Da hören wir doch, dass Diana Damrau nicht singen wird im „Philharmonischen“ zur Mozartwoche am kommenden Samstag (31.1.).

„Krankheitsbedingt“ werde sie den Termin mit den Wiener Philharmonikern unter Thomas Hengelbrock nicht wahrnehmen können, hieß es in einer gestern Montag (26.1.) am Nachmittag von der Stiftung Mozarteum verbreiteten Pressemeldung. Das Mail lag exakt dreieinhalb Stunden vor der Premiere der „Lucia di Lammermoor“ in der Bayerischen Staatsoper in unserem Mailfach. In München singt Diana Damrau die Titelpartie. Sie sei „die Lucia unserer Tage“, kann man heute in der DrehPunktKultur-Kritik über diesen Premierenauftritt lesen.

Wie ernst ist nun also eine „krankheitsbedingte“ Absage wie diese zu nehmen? Es dürfte sich eher um Prophylaxe in Sachen Stimmband-Hygiene handeln. Die nächsten Lucia-Termine für Frau Damrau sind am Donnerstag (29.1.) und am Sonntag (1.2.). Dass man zwei Tage Pause zwischen den Wahnsinnsarien der Lucia nicht unbedingt mit bravourösen Mozart-Arien im Großen Festspielhaus füllt, ist für jedermann einsichtig. Eigentlich sollte auch Diana Damrau vor anderthalb, zwei Jahren (das sind die üblichen Termin-Vorlaufzeiten) gewusst haben, dass es Ende Jänner 2015 recht eng wird.

Wann ist ihr also ein- und aufgefallen, dass Stimmbänder sich auch erholen müssen? Wirklich erst dieser Tage? Wenn es aber eh schon länger bekannt gewesen sein sollte, dass sich da eine Besetzungsänderung anbahnt – warum tut die Mozartwochenleitung dies erst kund, wenn möglichst viele Karten (auch und gerade für die Damrau!) verkauft sind? Ob da dem Veranstalter (seitens der Sängerin) oder dem Publikum (seitens des Veranstalters) übel mitgespielt wurde, bleibe dahin gestellt. Es wird keiner den anderen bloßstellen und die Wahrheit verraten.

Das Tricksen zwischen zwei so nah beieinander liegenden Musikzentren ist jedenfalls mehr als patschert. Wir wünschen Diana Damrau natürlich, dass sie sich in München kerngesund, konditionsstark und ausgeruht dem Donizetti-Wahnsinn zur Glasharfe ausliefert.

Die Sopranistin Marina Rebeka, die jüngst bei Warner Classics ein Album mit Mozart-Arien herausgebracht hat, wird im Konzert der Wiener Philharmoniker am Samstag (31.1.) um 10.30 Uhr im Großen Festspielhaus singen. Sie hat gerade frei, nachdem sie am Samstag (24.1.) zuletzt die Musetta in der „Bohème“ an der MET gesungen hat, muss sie erst wieder am 12. März in der Wiener Staatsoper als Violetta in der „Traviata“ einrücken. – www.marinarebeka.com
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