Mut machen für viele Mutproben
KOMMENTAR
Von Heidemarie Klabacher
11/04/13 Seit zwei Jahren erfahre man vom Publikum begeisterte Bestätigung für „unübliche Titel und Experimente“, sagte Andreas Gergen, Opernchef am Landestheater, heute Donnerstag (11.4.) bei der Spielplan-Präsentation für die Saison 2013/14. Dieser Bestätigung durch das Publikum kann man sich in vielen Bereichen anschließen.
So hat etwa die Schiene mit „Alter Musik“ an reizvollen Stationen halt gemacht: bei Werken, über die man nicht ohnehin bei jedem zweiten einschlägigen Festival stolpert. „Arianna“ in der Spielzeit 09/10, „Farnace“ in der Spielzeit 10/11, „Imeneo“ in der Spielzeit 11/12. Man erinnert sich gerne. Am 26. April steht Händels Intrigen-Ritter-Spiel „Ariodante“ ins Haus. Man wartet schon darauf. Und das ist wohl das größte Kompliment, das man einem Theater machen kann. Der Dirigent Christian Curnyn hat dem blutrünstigen Treiben des Farnace Drive zu geben gewusst, er wird hoffentlich auch den alten Schotten einheizen. In der nächsten Spielzeit geht es auf dieser Schiene mit Glucks „Pilger von Mekka“ nicht mehr ganz so „barock“, aber ebenso spannend weiter. Dass Intendant Maldeghem im Jubiläumsjahr "120 Haus am Makartplatz" auf dieses historische Apercu aufmerksam macht, ist über das Künstlerisch-Programmdramaturgische hinaus, auch eine charmante Geste, eine kleine Hommage an die Geschichte der Stadt und ihres Theaters.
Ans andere Ende der Zeitleiste geblickt: In der kommenden Spielzeit erwartet das Publikum die Österreichische Erstaufführung einer Oper – „Emilie" - von Kaija Saariaho. Die finnische Komponistin ist seit „L'Amour de loin“ in Salzburg zwar keine Unbekannte, wird aber außerhalb der Festspiele denn doch nicht so oft aufgeführt. Die Uraufführung der Oper „18 Tage“ über den ägyptischen Widerstand vom salzburgisch-ägyptischen Komponisten Hossam Mahmoud erst vor wenigen Wochen war in dieser Spielzeit ein reizvolles Projekt zeitgenössischer Musik, das musikalisch perfekt aufgegangen ist.
Intendant Carl Philip von Maldeghem und Opernchef Andreas Gergen haben „Programmsäulen“ in der Sparte Oper nicht nur angekündigt und grundgelegt. Die Säulen „Zwanzigstes Jahrhundert“, „Ausgrabung“, „Zeitgenössisches“ wachsen auch kontinuierlich in die Höhe.
Im Theater sind solch eindeutige Positionen nicht ganz so klar auszumachen. Aber besonders der aktuelle Spielplan zeugt vom Bemühen, "Stücke von Heute mit Themen von Heute" und „Klassiker“ (egal jetzt, welcher Epoche) gleichermaßen zu positionieren. Faust I und Faust II, Minna von Barnhelm, Homo Faber (letzteres als Wiederaufnahme): Was will man mehr? Albert Camus ist nicht so leicht zu lesen, also wird ein „Stück“ basierend auf seiner „Pest“ vielleicht auch wieder Lust aufs und Mut zum Original machen. Das passt auch gut zum Jahresmotto.
Mit Handke (Die schönen Tage von Aranjuez) zeigt man ebenfalls Mut und Ambition. Dass Stücke auf dem Programm stehen müssen, die auch die Buchhaltung freuen (die neue Leitung der Wirtschaftsabteilung ist gerade in der letzten Hearing-Runde) ist klar – und auch hier spricht etwa „The King’s Speech“ eine ambitionierte Sprache.