Ein ständiges „Trotzdem“ entgegensetzen
LANDESTHEATER / SPIELZEIT 2013/14
11/04/13 „Mut proben“ ist das Motto der Jubiläums-Spielzeit 2013/14 im Salzburger Landestheater. Mit „Faust II“ in der Felsenreitschule zum 120-Jahr-Jubiläum zeigt man tatsächlich Mut. Für Spannung sorgen wird Ernst Kreneks Jazzoper „Johny spielt auf“. Den Spuren der „Pilger von Mekka“ will man ebenfalls mit Mut folgen. - Ein Spielplan der nicht nur Mut, sondern auch neugierig macht.
Von Heidemarie Klabacher
„Ich bin, was ich bin“, heißt es im Musical „La Cage aux folles“, mit dem die Spielzeit am 21. September eröffnet wird. In diesem „Käfig voller Narren“ steckt unter anderen auch Uwe Kröger, der würdevolle Baron von Trapp aus „Sound of Music“, der nun als schräger Transvestit Albin/Zaza ans Landestheater zurückkehren wird.
Die Oper „Die Pilger von Mekka“ von Christoph Willibald Gluck ist quasi eine „Wiederentdeckung“, war nämlich (nach der Uraufführung 1765 in Wien) anno 1785 schon einmal in Salzburg zu erleben (und, vor gut zwei Jahrzehnten, beim "Fest in Hellbrunn"). Für die Produktion in der Regie von Jacopo Spirei mit dem Mozarteumorchester unter der musikalischen Leitung von Adrian Kelley wird eine neue Dialogfassung erstellt. Von den jungen Berliner Autoren, deren Stücke jüngst in Salzburg uraufgeführt wurden, was ihn, so Intendant Maldeghem besonders freue, "weil das also keine Eintagsfliegen waren".
Ernst Kreneks Oper „Johnny spielt auf“ aus 1927 kommt in der Regie des Salzburger Opernchefs Andreas Gergen auf die Bühne des Landestehaters. Pjotr Iljitsch Tschaikowskis „Eugen Onegin“ in der Regie von André Heller-Lopez. Er hat schon die „Tosca“ für das Landestheater im Haus für Mozart inszeniert.
Mozart darf nicht fehlen - und „La Clemenza di Tito“ sei auch eng mit der Geschichte des Landestheaters verknüpft, berichtete Carl Philip von Maldeghem heute Donnerstag (11.4.) bei der Spielzeit-Präsentation: Immerhin wurde vor 120 Jahren zur Eröffnung des Hauses als allererstes die Titus-Ouvertüre gespielt.
Eine Uraufführung ist die Bühnenfassung des Films „Die Kinder des Monsieur Mathieu“, bei der unter der Leitung von Chorchef Wolfgang Götz (wie heuer bei der Kinderoper „Brundibar“) der Kinderchor die Hauptrolle spielen wird. Regie führen wird Marco Dott. Als Österreichische Erstaufführung steht Kaija Saariahos Oper „Emilie“ in der Regie von Agnessa Nefjodov unter der musikalischen Leitung von Leo Hussain auf dem Spielplan. Wieder aufgenommen werden „Der Ring des Nibelungen“ auf der Bühne24 mit den Marionetten, und – bereits in der dritten Saison – „Sound of Music“.
Im Zentrum der Ballett-Spielzeit wird „Schwanensee“ im Haus für Mozart stehen: „Man kommt nicht aus mit acht Schwänen“, sagt Ballettchef Peter Breuer. Er war auf Schwanenfang in Brasilien: Die Jungschwäne werden von der Niederlassung der Bolshoi-Ballettschule in Joinville in Brasilien eingeflogen. Peter Breuer schwärmt von dieser hochqualitativen und kostenlosen Ausbildungsstätte für dortige Kinder und Jugendliche. Eine Art „Sistema“ für den Tanz also. Ganz große Bühne und ganz kleine Bühne für den Tanz: In den Kammerspielen lädt man – auch in der Reihe „Junges Land“ - zum „Tanz in achtzig Tagen um die Welt“. Eine Ballett-Gala wird es geben und „Peter Breuers Flying Cirus“ wird uraufgeführt: Er habe sich vom surrealen Witz der legendären Monty Pythons zu surrealen Bildern inspirieren lassen, werde aber nicht die Stories nacherzählen, betont Peter Breuer.
Das Schauspiel wird mit Josef Haders und Alfred Dorfers „Indien“ in den Kammerspielen am 27. September eröffnet. Und legt dann mit der Wiederaufnahme von „Faust I“ am 3. Oktober im Landestheater und der Premiere von „Faust II“ am 12. Oktober in der Felsenreitschule noch ein Schäuferl nach.
„Romys Pool“ ist eine Uraufführung und ein Solo für Julia Gschnitzer. Sie spielt da eine alte Dame, die zwar schon ein wenig vergesslich ist, aber sehr genaue Vorstellungen vom neu zu errichtenden Swimmingpool im Garten hat. Das ist eine Koproduktion des Landestheaters mit den Vereinigten Bühnen Bozen in der Bühne24. Ebenfalls eine Uraufführung ist die dramatisierte Fassung von Albert Camus’ „Die Pest“: Carl Philip von Maldeghem wird inszenieren. Ein Stück aus dem Existentialismus sei quasi Pflicht in einer Spielzeit zum Jahresthema „Mut proben“. Es sei bewegend, wie die Protagonisten der Welt ein ständiges „Trotzdem“ entgegen setzen, so der Intendant.
„Die nackte Wahrheit“, ein Stück über die Akzeptanz zeitgenössischer Kunst (das Thema für Salzburg, so Maldeghem); „Minna von Barnhelm“, ein Klassiker, der in den Kammerspielen dem Publikum besonders nahe gebracht werden kann; „The King’s Speech“ (das Stück vor dem Film); die "Dreigroschenoper"; Handkes „Die schönen Tage von Aranjuez“ und „Caveman“ stehen ebenfalls auf dem Spielplan.
In der Reihe "Junges Land" kommen Pippi Langstrumpf, Anne Frank, Die wilden Kerle und die Kinder des Monsieur Mathieu zu Wort. Der jahrelange Renner "Türkisch Gold" wird von "Bikini" abgelöst: "Drei Mädchen im Sommer im Schwimmbad, am Rande des Erwachsenwerdens", fasst Astrid Großgasteiger, ab kommender Saison Leiterin der Sparte "Junges Land", zusammen.
Großgasteiger ist auch fürs "Bürgertheater" verantwortlich. Den Salzburgern brenne derzeit besonders das Thema "Gesundheit" unter den Nägeln – das war die eigentliche Überraschung der heutigen Spielplan-Präsentation. Jedenfalls ist „Gesundheit“ im nächsten Jahr das Anliegen des „Bürgertheaters“.