Rauch on screen
GLOSSE
Von Reinhard Kriechbaum
14/03/13 So schaut‘s also aus bei einem neuzeitlichen Konklave: Die Kardinäle sitzen hinter den versperrten Türen und kommunizieren mit der Außenwelt zwei Mal täglich per Rauchzeichen. Das vatikanische Fernsehen aber hat auf dem Dach, ganz nahe beim blechernen Röhrl, eine Web-Cam installiert.
Zwei Mal täglich die Rauchwolke im Live-Stream auf der Homepage des Vatikan. Nicht mal den Computer musste man aufdrehen, um die Farbe der Fumarole zu prüfen! Der Vatikan hat das Wölkchen aus verbrannten Stimmzetteln – neudeutsch vote-clouding – erstmals auch als App angeboten.
Zweitausend Jahre Kirchen- und Technik-Geschichte auf einem Screen! So ist also die Lage bei der Firma Vater, Sohn & Geist: Archaische Methoden der Kommunikation und solche unserer Tage stehen dicht nebeneinander. Kein Wunder, dass sich die Welt manchmal ein bisserl schwer tut, Rom und seine Sicht auf die Welt wirklich zu verstehen.
Ehrlich begeistert hat uns am Konklave, das so schnell vorbei war, dass man den Mobil-Empfang im Logis der hohen Kirchenmännern und in der Sixtinischen Kapelle mit Störsendern unmöglich gemacht hat. Es ist wohl auch honorigen Kardinälen nicht ganz zu trauen in Sachen Handy: Womöglich hätte der eine oder andere agile alte Herr gar ein Zweithandy in den Falten der Soutane oder griffbereit im Chorrock versteckt.
