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Druck in der Blase

KOMMENTAR

altVon Reinhard Kriechbaum

07/03/13 In der Wirtschaft wird uns eine Sache permanent eingebläut, so dass wir sie schon beinahe selbst glauben: Null-Wachstum ist eigentlich Rezession! Das ist zwar nicht mehr als eine Behauptung von Wirtschaftsseite, aber sie gilt über fast alle politischen Lager hinweg als gottgegebene Übereinkunft.

Plus zwei, drei Prozent – das muss schon sein. Alles andere ist eigentlich ein bejammernswertes Auf-der-Stelle-Treten.

Und da kommt also das böse, bitterböse Kuratorium der Festspiele, und schreibt der bedauernswerten Festspielführung einfach so mir nix dir nix vor, dass das Budget gefälligst dort stehen bleiben soll, wo man es eingepegelt hat. Sechzig Millionen Euro, und nicht mehr.

Zetermordio schreit darob der Intendant bei jeder sich bietender Gelegenheit. An ihm täte die Expansion nicht scheitern. Er hätte längst den ganzen Juli und den halben September für die Festspiele einverleibt, wenn man ihn nur ließe. Ein paar weitere Opern täten ihm sicherlich auch noch einfallen. Er täte in die Festspiele hineinpusten, bis eine Blase entsteht, die den imaginären amerikanischen Immobilien-Boom locker zum Kinder-Luftballon degradiert. Platzen täte die Blase eh erst, wenn Alexander Pereira sich zum Scala-Leiten nach Mailand oder zum Taubenvergiften im Park sonstwohin abgesetzt hat.

G’spaßig eigentlich: Heißt es nicht immer, die Kunst habe die Visionen für die Zukunft? Im Fall der Festspiele scheint gerade das mehrheitlich „beamtete“ Kontrollgremium, das Kuratorium, die Instanz mit dem höheren Grad an Zukunftsschau zu sein. Alexander Peireira ist als Operndirektor in der Finanzmetropole Zürich hinlänglich indoktriniert worden in ein altes, sich aus sich selbst heraus immer weiter aufblähendes Wirtschaftssystem. Während er jetzt mit Leibeskräften in die Blase pustet, versucht das Kuratorium gleichzeitig ein wenig Druck raus zu lassen.

Es muss keineswegs alles immer weiter wachsen. Auch kulturelle Pyramidenspiele sollen schon gekippt sein. Dass das Kuratorium., also der Aufsichtsrat, diesbezüglich hellsichtiger agiert als es die Festspiel-Protagonisten auf der Kunst-Seite tun, das ist eigentlich ziemlich paradox.

Zur Meldung Es bleibt alles - höher

 

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