Weit genug weg, nah genug dran
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
26/02/13 Es ist ein interessanter Weg, den man mit dem Diabelli Sommer Mattsee geht, einmal ganz abgesehen davor, dass man mit zwei Kirchenopern – eine davon die Uraufführung eines Auftragswerks – tatsächlich etwas Signifikantes im Angebot hat.
Ein solches Sommer-Festival, das sich über drei Monate hin zieht und mit achtzehn Terminen also alles andere als dicht programmiert ist, entwickelt sich ja nicht von alleine zu einem gut nachgefragten Musik-Treffpunkt. Schon gar nicht so nahe vor den Toren Salzburgs, neben vermeintlich übermächtiger und extrem dichter Konkurrenz. Die jüngere Entwicklung des heuer zum 13. Mal stattfindenden Diabelli Sommers zeigt, dass es dabei gar nicht sosehr auf Marketing-Tricks oder dergleichen ankommt.
Warum fährt man nach Mattsee? Es liegt vor allem daran, dass man – auch als geeichter Musikhörer - bei den meisten Konzerten mit einem gewissen Mehrwert rechnen darf. Da ein Kammermusikstück von Nino Rota, dort etwas von Arvo Pärt, aber das eben sinnlich eingebunden in Musik, die dann assoziativ verknüpfend als Ganzes Sinn und Perspektive ergibt. Ein Erfolgsrezept mag sein, dass Gottfried Franz Kasparek, der das Festival zum vierten Mal programmiert, offensichtlich Dinge zusammenträgt, die er selbst gerne hört. So etwas wirkt allemal ansteckend.
Rechnet es sich auch? 165.000 Euro Budget sind (im Vergleich zu anderen Festivals im ländlichen Raum) viel. Die Subvention seitens der öffentlichen Hand (Gemeinde, Land, Sonderprojekte, Wahre Landschaft) ist mit rund 26.000 Euro anteilsmäßig äußerst bescheiden. Dafür hat man eine erkleckliche Zahl von Firmen als Mäzene an Bord. Trotzdem: „Knapp die Hälfte des Budgets müssen wir selbst einspielen“, sagte Kasparek in einem Pressegespräch am Dienstag (26.2.). Das ist erstaunlich viel. Es funktioniere „in einem Jahr besser, im anderen schlechter“, in Summe gehe es sich aus, so Kasparek.
Beim Publikum hat sich der Diabelli Sommer gut herumgesprochen, von Salzburg aus ist es ein Katzensprung. Vom benachbarten Oberösterreich und aus Bayern kommt eine gar nicht so kleine Zahl an Besuchern. Dreitausend Leute waren es insgesamt im Vorjahr. Man hat musikalisch etwas anzubieten, und geographisch liegt man offensichtlich goldrichtig: nahe genug an der Stadt Salzburg, um den urbanen Hörer-Pool anzuzapfen – aber auch weit genug weg, um regional dankbar wahrgenommen zu werden.