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Solide Geschichten, erzählt von Freunden

FESTSPIELE / SCHAUSPIELBILANZ

altVon Reinhard Kriechbaum

26/08/12 Hatte sich sein Vorgänger Thomas Oberender eher als intellektueller Beobachter der Theaterszene positioniert, setzt Sven-Eric Bechtolf dezidiert an der Gegenseite an. „Ich bin ein handwerklicher, berufsbezogener Mensch“, sagte er dieser Tage, als die Gewinnerin des Young Directors Project gekürt wurde.

Diesen praxisbezogenen Zugang spiegelte sein erstes Schauspielprogramm für die Festspiele als Ganzes. Kein Versuch, die große weite aktuelle Welt des Gegenwartstheaters an den Salzburger Spielstätten zu spiegeln.

Bechtolf gibt nicht vor, der große Zampano mit dem Riesenüberblick zu sein. Im Vorfeld des YDP bekannte er sich ganz offen zur subjektiven Entscheidung: „Ich bin angetreten, Künstler zu präsentieren, an die ich glaube.“ Er gehe an die Sache ran, indem er auf persönliche Kontakte baue, auf Leute, mit denen er zusammengearbeitet hat – und daraus knüpfe er Netzwerke.

Das war wohl nicht nur auf dem Podium der Young Directors so. Eher weniger Künstler, dafür zwei Produktionen – das galt für die YDP-Siegerin Gisèle Vienne ebenso wie im „Hauptprogramm“ für Irina Brook, die sich zwei Mal  in diesem Sommer auf der Pernerinel austoben durfte: Peer Gynt verwandelt in einen Popstar, samt Song von Iggy Popp – vielleicht kam da manche Botschaft zu vordergründig an, aber es waren jedenfalls griffige Geschichten und Subtexte. Irina Brooks Adaption von Shakespeares „Sturm“ („La Tempète“) in einer französischen Fasstung ist jetzt gerade zu sehen. Eine polyglotte Sache. Mit Fremdsprachekenntnissen war man gut beraten heuer.

„Meine Bienen: Eine Schneise“ von Händl Klaus war das Gegenwarts-theatralische Feigenblatt heuer, alles andere als wagemutig mit der vorausschaubar eingängigen musikalischen Formatierung durch „Franui“. So ein Literatur/Musik-Doppelpack hat allemal das Zeug zum Publikumserfolg. Man wird intellektuell nicht überstrapaziert.

Heuer gingen die Festspiele nach vielen Jahren auch wieder einmal ins Schauspielhaus im Nonntal, und zwar für eine besondere Marotte von Sven-Eric Bechtolf: das Puppenspiel. Das liebt der neue Schauspielchef, da sieht er Theaterzauber besonders idealtypisch gespiegelt. Tatsächlich: Mochte sich auch so mancher Wiener Kritiker mit dem ins Fränkische übertragenen Idiom von Raimunds „Bauer als Millionär“ so gar nicht anfreunden  – bei so gut wie allen anderen ist diese Variante der Nürnberger Truppe „Thalias Kompagnons“ überaus gut angekommen. So wie auch das minimalistische Puppen-Kammerspiel „Kafkas Schloss“.

Dass die Festspiele urplötzlich ihr Herz für Kinder entdeckt haben, fand auch im Schauspielprogramm seinen Niederschlag: „Mojo“, eine britische Produktion, entfaltete als illusionistisches Puppen- und Schauspielertheater hohen Charme.

Das Puppentheater schien einen grundsätzlichen Zugang von Sven-Eric Bechtolf zum Theater anzuzeigen: Er will Geschichten erst mal solide erzählt wissen. Das hat Andrea Breth mit dem „Prinzen von Homburg“ – demnächst im Burgtheater zu sehen – voll eingelöst: Präzise rapportierte sie die Geschichte vom preussischen Kadavergehorsam, egal ob uns dies eigentlich heutzutage noch gar so interessieren muss. Ob über Kleist aber nicht besser die Folie unserer Zeit gelegt worden wäre?

Dem „Jedermann“ in Christian Stückls Arrangement mit Nicholas Ofczarek und Birgit Minichmayr gilt es adieu zu sagen. Ob und welche Gerüchte stimmen, die derzeit kursieren, werden wir Mitte November erfahren.

 

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