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Toor!

GLOSSE

23/07/12 Es ist immer instruktiv, mit Werner Thuswaldner, dem Vorsitzenden des Beirats für Kunst im öffentlichen Raum, ein Gespräch zu führen. Er weiß viel Hintergründiges, zum Beispiel ums „Affentor“ von Jörg Immendorf. Die Affen sind ja unlängst um ein paar Meter weiter gehievt worden. Der Hof des Rupertinums ist ein eher enges Biotop für sie.

altdpk: Der Aufstellungsort für das „Affentor“ von Jörg Immendorff ist ja nun gefunden.

W.TH.: Nein.

dpk: Nein?

W.TH: Nein.

dkp: Aber soll die Skulptur nicht auf dem Gelände des Uni-Parks Nonntal platziert werden?

W.TH: Ja, so hat es geheißen. Der Beirat hat sich dorthin begeben und sehr sorgfältig ausgekundschaftet, welcher Standort dort am geeignetsten wäre. Wir hatten zu berücksichtigen, dass es sich um ein Tor handelt, dass die Skulptur in einer Achse steht. Das, dachten wir, ist uns gelungen.

dkp: Das Tor sollte den Eingang zur Universität markieren?

W.TH: Nein, nein. Wir hätten sofort den Vorwurf bekommen, dass sich die Universität nicht als Zoo versteht. Nein, die Skulptur sollte an der Rückseite der Hypo stehen, dort, wo sich die Touristenströme von den Bussen in die Stadt bewegen. Der Vorschlag schien zunächst akzeptiert zu werden. Doch dann kam plötzlich ein Brief, in dem stand, dass die Leitung des Museums der Moderne den Antrag zur Aufstellung des Immendorff-Kunstwerks auf dem Uni-Gelände zurückzieht.

dkp: Die Begründung?

W.TH: Keine Begründung. Gerüchteweise hieß es, der Universitätsrektor sei strikt dagegen.

dkp: Die Affennähe scheint nicht erwünscht zu sein. Obwohl doch die Affen als sehr weise Tiere gelten.

W.TH: Ja, das stimmt. Besonders die Silberrücken.

dkp: Jetzt steht die Skulptur vor der Tür des Rupertinums.

W.TH: Ja, aber das ist nicht die endgültige Lösung. Es sind schon neue Vorschläge im Umlauf. Die Verkehrsinsel auf dem Rehrl-Platz oder die Grünfläche vor der Theologischen Fakulät im Furtwänglergarten.

dkp: Könnten dahinter nicht wieder unwillkommene Anspielungen vermutet werden?

W.TH: Das ist zu befürchten. Beide Orte empfehlen sich ganz und gar nicht für ein Tor.

dpk: Warum durfte das Affentor nicht auf dem Reinhardt-Platz stehen bleiben?

W.TH: Die Begründung hieß, dass hier Autobusse wenden können müssen.

dkp: Aber wird der Reinhardt-Platz von der Festspielleitung nicht immer wieder als „das schönste Foyer der Welt“ bezeichnet?

W.TH: Offenbar irrtümlich. Zurzeit bietet der Platz den Anblick eines permanenten Chaos. Dort stehen Übertragungswagen und Marktstände, und es parken da viele Autos. Auffallend viele mit SL-Kennzeichen. Ich vermute, dass es Mösler Bauern sind, die seit dem Mittelalter das Privileg haben, mit ihren Fuhrwerken bis mitten in die Stadt zu fahren. Die wichtigste Widmung aber für den Platz ist, wie sich jetzt herausstellt, dass er als Umkehrplatz für Autobusse dient. Ein kompetenter Hofrat von der Landesregierung sagte mir, dass das Autobus-Umkehr-Argument bloß vorgeschoben sei. Klingt glaubwürdig aus dem Mund eines Hofrats.

dkp: Wer schiebt vor?

W.TH: Die Festspielleitung. Auch sie scheint Immendorffs Schimpansen nicht genügend zu schätzen und möchte den eigenen Betrieb vom Treiben der Affen abgesetzt wissen.

dkp: Wie geht es weiter?

W.TH: Das weiß niemand. Einem Gerücht möchte ich noch entschieden entgegen treten: Es stimmt nicht, dass unter die Bodenplatte des Affentors Räder montiert werden sollen, damit es durch die Stadt gezogen und seinen Standort auf einfache Weise wechseln kann.

Bild: MdM

 

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