Schnürlregen? Nein, ein Wolkenguss!
GLOSSE
Von Reinhard Kriechbaum
01/06/12 Hoffentlich haben sich auch heuer die an Kultur interessierten Salzburger gut gerüstet für dieses Wochenende. Die Routinierteren werden gewiss die letzten Tage nur noch auf Sparflamme gearbeitet haben, um Ressourcen zu schonen und fit in die Tage und Nächte zu starten.
Es bricht ja immer Ende Mai, Anfang Juni vorzüglich an einem Wochenende die Hyper-Betriebsamkeit aus. Heute Freitag und am morgigen Samstag (1./2. Juni) geht es also rund. Da ist etwa Nacht der Kirchen: 230 Veranstaltungen in rund 50 Kirchen, heute (1. Juni) zwischen 18 und 24 Uhr – das allein täte ausreichen, um einen kulturbeflissenen Menschen hinlänglich auf Trab zu halten.
Es ist aber auch das Architekturfest angesagt. Wer Bau-Kunst als solche ernst nimmt, sollte eigentlich schon seit Vormittag rotieren und an Führungen oder Expertengesprächen teilnehmen. Morgen geht’s dann ganztägig weiter in Sachen Architektur.
Ebenfalls ein Zweitages-Projekt: 50 Jahre sind seit der Wiedereinrichtung der Universität Salzburg vergangen – und ganz richtig: Wie sonst als mit Kultur sollte man einen solchen Anlass feiern? Und wo sonst als im öffentlichen Raum und an allen denkbaren Veranstaltungsorten in der Altstadt? Kleiner Trost: es sind kaum mehr als achtzig Einzeltermine. Im übrigen werden Uni-Fest und das ebenfalls Freitag und Samstag stattfindende Kaiviertel-Fest gemeinsam vermarktet. Dessen Veranstalter (der Altstadtverband) ist stolz darauf, dass das Kaiviertel-Fest eben nicht bloß eine Anfüttern und Tränken unter freiem Himmel ist, sondern dass man ein echtes Musikfest anbietet: Sieben Bühnen oder Podien, dreißig Bands – auch keine Kleinigkeit.
Und das Literaturfest, fast hätten wir es vergessen! Buchstaben-Hörer sind ein ruhiges Volk und Autoren zeichnen sich für gewöhnlich auch nicht durch rumorhaftes Auftreten aus. Hoffentlich kommen sie nicht unter die Räder.
Und am Sonntag? Da ist wieder Ruhe im Dorf, man kann ausschlafen – und gegebenenfalls beim Literaturfest, das auch dann noch zugange ist, die Überflutung aus dem kulturellen Platzregen langsam versickern lassen.
