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Lieber Carl Philip von Maldeghem!

GASTKOMMENTAR

altVon Tomas Friedmann

25/10/11 Ich lese, dass du leise mit den Zähnen knirschst, weil das Land Salzburg von den 8,7 Millionen Euro Landestheater-Rücklagen nun 300.000 Euro (das sind 3,4 Prozent von der Summe) umschichtet, damit Kulturstätten, Künstlerprojekte und freie Gruppen in Stadt und Land Salzburg im nächsten Jahr um „nur” 70.000 Euro gekürzt werden und nicht generell um 8 Prozent (das wären 370.000 Euro gewesen). Deine Zähne knirschen allerdings nicht, um auszudrücken, dass doch bitte mehr für (soziale) Gerechtigkeit getan werde, damit gar keine Kürzungen passieren. Die Zähne knirschen wohl auch nicht, um zu signalisieren, dass das Theater auch mit ein bisschen weniger auf dem Sparbuch sehr gut leben kann. Bei diesem Zähneknirschen dürfte es sich eher um ein Dagobert Duck-Geräusch handeln, um seinen Geldhaufen gegen Widersacher zu verteidigen.

Es ist dir bekannt, dass die Höhe der über Jahre angehäuften Subventionen im Landestheater – gerne darf man das Einspielergebnis abziehen – fast doppelt so hoch ist wie das jährliche Landesbudget aller „freien” Kulturstätten in Salzburg zusammen. Und dort darf man von Valorisierungen, Inflationsrate-Abgeltungen und Gehaltsanpassungen meist nur träumen. Eher müssen die engagiert und kreativ arbeitenden Menschen samt ihrer Familien immer wieder bangen, ob nicht Kürzungen ins Haus stehen.

Und obwohl du dies alles weißt, erklärst du dich als Mitglied der Kulturinitiative Salzburg nicht selbstverständlich solidarisch mit uns und kritisiert wie der Dachverband Salzburger Kulturstätten geplante Einsparungen. Nein, du erwartest in Umkehrung der Tatsachen tatsächlich von uns Solidarität. Erinnert das nicht ein wenig an die aktuellen Diskussionen in Europa und den USA, wo Reiche und Superreiche z.T. nicht bereit sind, einen angemessenen Beitrag für die Gesellschaft in Form von fairen Steuern zu leisten, und lieber in Kauf nehmen, wenn die Kluft zwischen Wohlstandsgewinnern und -verlierern und damit die Armut steigt?

Ja, ein Theater soll leuchten – und ein Theater der Gegenwart vielleicht auch ein soziales Gewissen und Engagement an den Tag legen. Du sprichst vom Leuchten mit „Sound of Music” – und im selben Atemzug über freie „Truppen”, die „boulevardeske Übungen” machten. Ich halte es mit der österreichischen Dichterin Ilse Aichinger, die an jede und jeden appelliert, sich selbst zu misstrauen, sich nicht zu beruhigen und sich noch weniger denn je anpassen zu lassen an diese Welt.

Mit lieben Grüßen
Tomas Friedmann

Zum Interview Der Intendant knirscht leise mit den Zähnen
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Zur Stellungnahme des Dachverbands „Das Minus als Erkennungszeichen“
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