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Wohin einer schaut, ist Bühne

GLOSSE

altVon Werner Thuswaldner

17/08/11 Die ganze Stadt sei Bühne, so lautet ein oft zitierter Satz Max Reinhardts im Zusammenhang mit den Salzburger Festspielen. Die einen meinen, dass er von der Stadt den Eindruck einer Kulisse gehabt habe. Die anderen nehmen an, er sei bloß der gängigen Auffassung gefolgt, wonach das Leben viele Ähnlichkeiten mit einer Theateraufführung habe.

Die erste Auffassung hat viel für sich, denn Reinhardt fand für seine „Jedermann“-Inszenierung einen ungewöhnlichen Schauplatz. Hatte die Uraufführung in einem Zirkus stattgefunden, so bestimmte nun die Fassade des Doms das Bühnenbild.

Aber so richtig ausgenützt hat Reinhardt seinen Slogan nicht. Wie viele andere Schauplätze die Stadt für das Theater bietet, war ihm bei weitem nicht bewusst. Von dem Haus in Maxglan in der Teisenberggasse 11 hatte er nicht die geringste Ahnung. Und die Villa Karin am Rudolfskai ist ihm wahrscheinlich auch nicht aufgefallen. Diesen Vorwurf wird man ihm nicht ersparen können. Der große Theatermann ist wohl nicht mit offenen Augen durch die Stadt gegangen und zu schnell seinem Schloss Leopoldskron zugestrebt, um Aufmerksamkeit auch noch für das Haus in der Teisenberggasse und für die Villa Karin aufzubringen.

So ist dem Theater im Allgemeinen und den Festspielen im Besonderen in den zurück liegenden neunzig Jahren Wesentliches entgangen. Großes Potential der Stadt lag brach.

Diesen Sommer aber  werden die Versäumnisse der Vergangenheit nachgeholt und ein wenig mehr von Reinhardts Feststellung wahr gemacht. Das YOUNG DIRECTORS PROJECT, jene Einrichtung, die uns zeigt, wie das Theater der Zukunft aussehen wird, macht es möglich. Die Gruppe „Signa“ spielt seit gestern in Maxglan , und die Villa Karin wird demnächst genutzt werden, um den Besuchern von extra angereisten Schweden eine Art Benimmkurs angedeihen zu lassen.

Freilich kann das nur ein Anfang sein. Ungezählte Häuser, Schrebergärten, Polizeistationen, Parkflächen und Hospitäler, wo auch die ganze Zeit das Leben spielt, müssen auf kommende Festspielsommer vertröstet werden.

 

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