Sonntagsbraten mit Blasmusik-Garnitur
GLOSSE
Von Reinhard Kriechbaum
21/12/10 "Nicht nur die Elixhausener Blasmusik sondern auch traditionelle Beilagen wie Knödel, Bratkartoffeln und Rotkraut begleiteten stimmig den Sonntagsbraten." Das entnehmen wir mit wohligem Schauern einer Presseaussendung. Und bekommen eine Gänsehaut, obwohl es um Schweinsbraten geht.
Wo wenn nicht in Elixhausen versteht man sich heutzutage noch aufs Blanchieren von Blasmusikern? Beim dortigen "Gmachl" gab jüngst "Küchenchef Julian Grössinger und sein Team den geladenen Gästen eine schmackhafte Kostprobe seiner vielseitigen Bratenvariationen". Asche auf das Haupt der DrehPunktKultur-Redakteure. Wir wären eingeladen gewesen, aber wir haben die Sache in ihrer kulinarischen Tragweite einfach nicht gegneisst.
Der Sonntagsbraten soll in Serie gehen. "Mit dieser, mittlerweile kulinarischen Rarität, wollen wir nicht nur unsere Speisekarte bereichern, sondern auch einen Beitrag zur ‚Entschleunigung‘ des Lebens leisten.“ Das mit der Entschleunigung leuchtet ein. Denn obwohl die Blasmusikkapellen im Land nicht über mangelnden Nachwuchs klagen dürfen, dauert es eine Weile, bis ein kulinarischer Aderlass dieser Art aufgeholt ist und eine neue Generation saftig-zarter JungmusikerInnen nachgewachsen ist.