Hoffnung wächst bei klarem Himmel
GLOSSE
Von Reinhard Kriechbaum
15/06/20 So wäre es geplant gewesen: Menschen aus der Kultur- und Kunst-Branche nehmen in großer Menge schweigend auf dem Residenzplatz Aufstellung, mit Blick Richtung Osten. Und das eine Stunde lang, heute Montag (15.6.) an 18 Uhr. Eine Demonstration für gerechte Entlohnung für Künstlerinnen und Künstler.
Aus dem Schweigen für Fair Pay wird freilich vorerst nichts – das Wetter ist zu schlecht! Deshalb müsse man auf den Ersatztermin übermorgen Mittwoch (17.6.) ausweichen. Das meldet der Salzburger Theatermacher Alex Linse, gemeinsam mit Caroline Richards, Susanne Lipinski und Ben Pascal federführend bei der Aktion. Schweigend demonstriert wird nur bei Schönwetter.
Wir verstehen natürlich die tiefere Metaphorik der ostwärts gewandten Blicke. Ex oriente lux, der Sonnenaufgang bringt Hoffnung. Das wusste man schon in der Kirche und hat deshalb die Gotteshäuser nach Osten ausgerichtet. Wie soll aber Hoffnung wachsen, wenn die Sonne schon abends mit Schnürlregen in die Nacht komplimentiert wird?
Aber jetzt allen Ernstes: Nicht erst die Krise der letzten Monate hat aufgedeckt, dass mit gerechter Bezahlung in der Kulturszene nicht viel zu holen ist. „Es kann nicht sein, dass 5.000 Euro das durchschnittliche Netto-Einkommen von freischaffenden Künstler*innen aus ihrer künstlerischen Tätigkeit in Österreich im Jahr sind“, heißt es in der Einladung zur weggespülten Demo heute. Im „vielgepriesenen Kulturentwicklungsplanes (KEP) des Landes Salzburg stand Fair Pay ganz oben auf der Agenda“ und die Landespolitik habe schon einiges in der Sache erreicht. Doch nur vierzehn Prozent der über den Dachverband Salzburger Kulturstätten vertretenen Institutionen können ihre Arbeitnehmeren gerecht entlohnen. Und was die frei schaffenden Kulturmenschen anlangt: Sie, so mutmaßen Leute, die die Szene und ihre bescheidenen Geldflüsse kennen, dürften zu hundert Prozent nicht mit Fair Pay rechnen. Sie stehen „am Ende einer ohnehin brüchigen Kette und arbeiten für Stundenlöhne, die oft genug an der Ein-Euro-Marke kratzen“.
Die stehen also finanziell immer im Regen und man muss schon verstehen, dass sie nicht auch noch ihre nackte Haut diesem aussetzen wollen.