Hallein
STICH-WORT
Von Reinhard Kriechbaum
20/04/10 Hallein. Das Wort auf der zweiten Silbe betont – das schmerzt jeden Einheimischen. Wer Hallein sagt, fliegt sofort als Fremder auf. Und nun hat also Petra, die neue elektronische Stimmen-Automatendame auf den Bahnsteigen der ÖBB, ausgerechnet in Hallein Hallein gesagt!
Das ist Michael Neureiter, dem unermüdlichen Wächter über das lokale Kulturgut, sauer aufgestoßen. Am Sonntag (18.4.) hat er sich mit seinem Anliegen an die Öffentlichkeit und speziell an die ÖBB gewandt.
Dort war man nicht mundfaul und hat augenblicklich reagiert: „Die Identifikation der regionalen Bevölkerung mit 'ihrer Bahn' ist uns ein besonderes Anliegen. Gerne kommen die ÖBB dem Wunsch nach, die Betonung bei den Lautsprecherdurchsagen 'Hallein' auf die erste Silbe zu legen, um so der traditionellen Aussprache der regionalen Bevölkerung und Geschichte der Salinestadt Hallein noch besser gerecht zu werden.“ Das ließ ÖBB-Sprecher Johannes Gfrerer noch am Montag (19.4.) Michael Neureiter und den den Halleiner Bürgermeister wissen. Heute, Dienstag, wird akustisch rückverwandelt von Hallein in Hallein. Der ÖBB-Sprecher legte auch gleich die beiden Sprachdateien bei, die DrehPunktKultur seinen Lesern natürlich nicht vorenthält. Die „Zuagroasten“ können sich schon mal ans phonetische Üben machen.
Warum eigentlich Hallein? Im Wort steckt bekanntlich Hall, das Salz. Das bayerische Reichenhall heißt so, weil das „weiße Gold“ den Ort reich gemacht hat. Hallein ist auch nicht arm geblieben. Aber als es im Mittelalter an die Ortsbenennung ging, waren die Reichenhaller schon wohlbetucht, wogegen im kleineren Hallein (darauf verweist das Anhängsel „ein“) noch rechte Armutschgerl beim Abgraben oder Auslaugen des Gesteins waren.
Kein Wunder also, dass echte Halleiner die falsche Betonung ihres Stadtnamens schmerzt. Wer will schon auf seine Geringfügigkeit hin angesprochen werden, sobald er die Tür von Schnellzug oder S-Bahn geöffnet hat und hinaustritt auf den Bahnsteig?
„Petra“ also – das haben wir aus der Causa gelernt – heißt die auf Chris Lohner (die Hallein richtig zu betonen wusste) folgende, neue Stimme der ÖBB. Auf den Bahnsteigen ist die „Automatische Ansageeinheit“ schon aktiv. In den S-Bahnen waltet noch, wie Michael Neureiter beruhigt, Chris Lohner ihres Amtes, und die hatte ihre Lektion vorher gelernt: „Nächster Halt, next stop Hallein!“
Gut, dass Wagrain und Flachau keine Bahnstationen sind. Auch diese beiden Orte werden von den Einheimischen ja auf der ersten Silbe betont, wogegen das Gros der Gäste zwischen Flachau und Wagrain schischaukelt. Gar nicht ausmalen wollen wir uns, was geschähe, wenn die neue ÖBB-Petra sich mit einem Ort wie Dienten abplagen müsste. Und Glück auch, dass die Haltestelle Pass Lueg zu klein ist, um bahnsteigmäßig beschallt zu werden.