Multikulti mit Blindstellen
STICH-WORT
29/05/14 „Unglaubliche Sauerei und scheußliche Willkür“ – der Unmut von Veronika Pernthaner, der Leiterin des multikulturellen Theaterfests „Abtenau ist Bühne“, ist gut verständlich: Zwei Theatergruppen, eine aus Afghanistan und eine aus dem Iran, ist von der zuständigen österreichischen Botschaft in Islamabad die Einreisegenehmigung verwehrt worden.
Wie die APA berichtete, erklärt man die Angelegenheit im Außenministerium mit den üblichen Regelungen für den Schengen-Raum. „Es ist unerträglich, wenn der Austausch auf dieser Art und Weise unmöglich gemacht wird“, sagte der Salzburger Kultur-Landesrat Heinrich Schellhorn in einer kurzfristigen Stellungnahme am Mittwoch (28.5.) Nachmittag. „So darf internationaler Kulturaustausch nicht behindert werden. Den österreichischen Behörden sei dringend die Information nahelegt, dass es auch ein Kulturleben außerhalb des EU-Schengenraums gibt. Es gehe „um ein internationales Festival, dessen phantastisches Programm beeinträchtigt wird“, so Schellhorn. „Ich stelle auch die Frage, wer die 11.000 Euro für verfallene Ticketkosten tragen soll? Trägt die das Außenministerium?“
Das Theater Mandegar wurde vor neun Jahren von afghanischen Künstlerinnen und Künstlern gegründet, die in den Iran emigrieren mussten. Es wäre das erste Gastspiel dieser Truppe in Österreich gewesen. „Die letzte Lasterne“ wollte man in Abtenau zeigen, ein Musiktheater über eine Liebesgeschichte aus dem Bürgerkrieg im Land.
Auch für das Theater Papion aus dem Iran wäre die Reise nach Abtenau die erste nach Mitteleuropa gewesen. Diese Truppe vereint professionelle Theaterschaffende mit Menschen mit geistigem oder körperlichem Handicap. „An dieser Produktion wurde 11 Monate lang täglich 9 Stunden geprobt. Dabei entstand eine grandiose Produktion, in der Menschen mit speziellen Fähigkeiten auf der Bühne brillieren“, heißt es im Programmheft über die Aufführung, die Eugene Ionescos Tragikomödie „Die Stühle“ gegolten hätte. (dpk/LK)