Kultur-Radeln?
STICH-WORT
12/03/14 Wolkenloser blauer Himmel, das Fensterthermometer steht deutlich im zweistelligen Bereich: Da kommt die Meldung vom InfoZ der Stadt gerade recht: „Die Interaktive Radlkarte für Salzburg wird größer und mobil.“ Also aufs Rad geschwungen, und ab in die Kultur!
Von Reinhard Kriechbaum
Im Sommer ist das Bild ein vertrautes: Extreme Rad-Abstellplatz-Knappheit in der Hofstallgasse. Zumindest da hat sich die Demokratisierung der Hochkultur durchgesetzt, sogar beim Festspielpublikum. Dagegen wird es vor dem Schauspielhaus Salzburg, vor dem Mozarteum, auch vor dem Landestheater selten eng für Bicyclisten.
DrehPunktKultur hat sich die Sache online genauer angesehen: www.radlkarte.eu ist die Adresse der Online-Radkarte. Mit Klick ist der aktuelle Standort – in dem Fall unsere Redaktion in Liefering – geortet. Ist ja kein Geheimnis. Das Zielfähnchen setzen wir beim Kleinen Theater in der Schallmooser Hauptstraße. Und da sind auch schon zwei Routenvorschläge!
6,6, Kilometer sind zu fahren, bei 15 km/h ist mit 26 Minuten Pedaldrehen zu rechnen. Mit seinen 91 Kilogramm Körpergewicht darf der Chefredakteur mit dem Abbau von 239 Kcal. Rechnen, hin und zurück also 478. Schon weniger als im Fitnessstudio auf dem Laufband in vergleichbarer Zeit, aber dort gibt’s kulturell höchstens ORF3 on screen.
Das war die blaue Variante, über Radwege und verkehrsarme Straßen. Die zweite Option, leider durch die St. Julien-Straße und über andere verkehrsintensive Straßen, ist zwar genau einen Kilometer kürzer, aber die 22 Minuten dürften wegen der Ampeln ziemlich illusionistisch sein. Der Kalorienverbrauch ist deutlich geringer (204 kcal).
Aber jetzt kommts: Gegenüber dem Auto spart man je nach Route 2,76 oder 2,35 Euro, und das wäre für Hin und Rückfahrt auch wieder zu verdoppeln: Bei einem Eintrittspreis um die 20 Euro (im Kleinen Theater) ist gut ein Viertel schon wieder hereingestrampelt. Auch gegenüber dem Bus (Vorverkaufskarte) gehen sich mit dem Rad noch ein paar Gequetschte aus. (Nur für Landestheater und Kulturvereinigung, im Sommer auch für die Festspiele gilt: Eintrittskarte ist gleich Busticket.)
Aber wie sind wir jetzt eigentlich aufs Radfahren gekommen? Ach ja: Die digitale Radkarte für die Stadt Salzburg, Wals und die angrenzenden bayrischen Gemeinden Ainring, Freilassing, Piding und Saaldorf-Surheim (EU sei Dank!) wird in den nächsten Monaten erweitert: Bald ist das ganze Bundesland mit Online-Anleitung zu erradeln. Es gibt ja auch am Land Kultur, und da sind für Radfahrer vielleicht sogar die Höhenprofile von Belang. Freilich: So bald werden wir nicht zur Kultur „entan Tauern“ radeln…
Bis Jahresmitte soll auch eine App (für Android und iOS) zu haben sein. Die sagt einem den Weg dann auch an.
In die Online-Karte können auch Rad-Selfservice-Stationen, Radboxen, Radhändler und Radverleihstationen eingeblendet werden. Freilich: Hat das Rad einen Patschen, wird der Theater- oder Konzertabend wohl perdu sein, wenn die Panne nicht in O-Bus-Nähe auftritt. Das hat DrehPunktKultur auch schon erlebt.