Jederleute zuhauf
STICH-WORT
02/07/13 „Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Stück am Domplatz im Rahmen der Salzburger Festspiele“ - daran wird eindrücklich auf der Website des „Jedermann auf der Festung“ erinnert. Es tummeln sich überhaupt mehr Jederleute denn je in Stadt und Land.
Von Reinhard Kriechbaum
Mit der Domain www.jedermann.at hat sich der „Jedermann auf der Festung“, der heuer zum 15. Mal stattfindet (Premiere am 7. August), zumindest im virtuellen Raum die Startposition aus Reihe eins auf Dauer gesichert. Was die Internetadresse anlangt, braucht's nämlich für den Festspiel-Jedermann entschieden mehr Tipperei: www.salzburgerfestspiele.at/schauspiel/jedermann-2013.
Schon morgen Mittwoch (3. Juli) geht es mit dem „Jedermann“ der Freien Bühne Salzburg in Hellbrunn (Bild oben rechts) los. Dieses Jedermann-Unternehmen scheint eine gehörige Portion Vorschuss-Misstrauen gegenüber dem neuen Festspiel-Jedermann (der ja heuer erstmals vom britisch/amerikanischen Team Julian Crouch und Brian Mertes umgesetzt wird) zu haben: „Ist am Domplatz aus Gründen der Tradition das Regiekonzept sehr eingeschränkt, kann die unabhängige Freie Bühne Salzburg befreiter auftreten. In einer neuen interessanten Inszenierung und Textfassung, aber ohne um jeden Preis 'hypermodern' zu wirken, wird hier in historischen Kostümen die religiöse Sicht aus jener Zeit auf eine zeitlose, befreiende Sichtweise gehoben.“ Das wollen wir mal so vollmundig stehen lassen. Helmut Vitzthum ist jedenfalls Gott und Regisseur, eine hohes Duchsetzungsvermögen versprechende Bündelung. Auf der Festung tritt Regisseur Ingo Neise als Tod in Erscheinung. Der hat vielleicht weniger Prestige, aber sein Auftritt macht natürlich schon was her.
In Faistenau spielt man den Jedermann in einer Mundartbearbeitung. Premiere ist am kommenden Freitag, 5. Juli. Nur alle drei Jahre findet dieses Spektakel statt, das 1955 ins Leben gerufen wurde. „Der Dorfplatz mit der 1000jährigen Linde als Wahrzeichen befindet sich zwischen Kirche und Dorfgasthaus. Der Jedermann wird direkt unter der Linde aufgeführt und die Zuschauersesselreihen füllen den ganzen Dorfplatz.“ Rund hundert Faistenauer Laienschauspieler sind dabei – die Veranstalter dürfen wohl zurecht sagen: „Ein ganzes Dorf spielt Theater.“
Mit nicht ganz siebzig Jahren Aufführungsgeschichte ist der Faistenauer Jedermann aber nicht der älteste im Land. Jener in Mondsse, auf einer festen Freilichtbühne nahe der Kirche, wurde 1922 das erste Mal gegeben, nur zwei Jahre später als Max Reinhardt mit dem Spektakel vor dem Domplatz begann. Das historische Foto – Jedermann mit den Vettern – stammt aus den 1920er Jahren. 1932 hat man übrigens Mut gefasst und Max Reinhardt zu einer Aufführung nach Mondsee eingeladen. Im Jahr drauf kam der Theatermann tatsächlich und war offensichtlich angetan: „Es ist kaum zu glauben, dass es unweit von Salzburg noch einen weiteren so guten Jedermann gibt, dies ist ein glückliches Theater!“ Den Satz zitieren die Mondseer gerne.
Auch die Bildende Kunst geht nicht achtlos am Jedermann vorbei. In der Berchtoldvilla bereitet die Berufsvereinigung Bildender Künstler eine Schau „Jedermanns Totentanz“ vor, die am 20. Juli – also am Tag der Festspielpremiere des Stücks, eröffnet wird. 70 Arbeiten werden präsentiert, Werner Hölzl ist der Kurator der Schau.