Proviant
STICH-WORT
Von Christina Repolust
16/06/11 Wenn ich von Proviant spreche, habe ich einen Rucksack um, rote Socken an und ein klares Ziel vor Augen. Bis dorthin muss der Proviant reichen. Espresso ist kein Proviant, der reicht ja nirgendwo hin, wenn er gut ist, das setze ich voraus.
Proviant schmeckt nach Schulausflug: Salamisemmel und Sunkist, das war damals Luxus, der gut eingeteilt werden sollte. Wegzehrung klingt so katholisch, irgendwie dauerhungrig und gar nicht nach den Fettwürferln in der Salami. Eine Wegzehrung hat noch nie die Bekanntschaft eines knackigen Gurkerls gemacht. Völlig steril, dieses Wort!
Jause dagegen ist zu üppig für eine Wanderung oder eine Fahrt mit dem Radl: Eine Jause, die kennt kein Ende, da gibt es immer noch Nachschub im Kühlschrank. Proviant steckt in einer Aludose, ich trage ihn an mir, kein Kühlschrank in Sicht.
Allerdings jausne ich sehr gerne, während ich niemals proviantiere, denn den Proviant verzehre ich in kleinen Dosen, wobei ich ihn dagegen schütze, Wegzehrung gescholten zu werden. Was jetzt? Ich besitze keine roten Wandersocken mehr, lege mir eine Birne und ein Salamibrot auf den Beifahrersitz und fahre mit dem Auto eine Runde durch die Siedlung, dann parke ich in meiner Einfahrt und dann hat der Proviant seine Aufgabe zu erfüllen: Menschen, die am Ziel angelangt sind, zu belohnen. Geht doch!