Irrenanstalt der Unendlichkeit
STICH-WORT
08/05/23 Die Propagandisten der Ideen von Leopold Kohr residieren eigentlich weit weg von der Landeshauptstadt. Der Kulturverein TAURISKA in Neukirchen am Großvenediger macht sich seit je her stark für den Salzburger Philosophen. Sein Nachlass freilich befindet sich im Haus der Gesellschaftswissenschaften der Universität Salzburg am Rudolfskai.
„Wo immer etwas fehlerhaft ist, ist es zu groß“, hat Leopold Kohr einmal gesagt. Darüber kann (und soll) man im Einzelnen wohl streiten, aber es ist gewiss sehr oft etwas dran an dem Gedanken.
Vor vierzig Jahren erhielt Leopold Kohr (1909-1994) als erster Österreicher den Alternativen Nobelpreis. Heute sind seine Theorien von Autarkie und Grenzen des Wachstums aktueller denn je.
Morgen Dienstag (9.5.) gibt es die Möglichkeit, das Leopold Kohr-Archiv zu besichtigen und etwas mehr zu erfahren über den Salzburger Denker, der mit seinen Ideen der Zeit um viele, viele Jahrzehnte voraus war. Posthum geben ihm, der vor wucherndem Wirtschaftswachstum als einer „Irrenanstalt der Unendlichkeit“ warnte, viele recht.
Geboren in Oberndorf bei Salzburg, zog es den Weltbürger nach Nordamerika, in die Karibik und nach Wales. Kohr war einer der ersten, der vor den Problemen zu großen und zu schnellen Wachstums warnte. „Small is beautiful“ ist kein modisches Schlagwort, sondern ein ernst zu nehmender Gegenpol zum globalisierten Größenwahn. Ewald Hiebl verwaltet den Nachlass des inspirierenden Denkers, er führt morgen auch durchs Archiv.
Anschließend an die Führung findet im Hörsaal 389 ein „Akademisches Wirtshaus“ statt, in dem unter anderem das Buch Leopold Kohr Verstehen von Günther Witzany vorgestellt wird. (TAURISKA/dpk-krie)
Besichtigung des Leopold Kohr-Archives am Dienstag (9.5.) um 17 Uhr im Haus der Gesellschaftswissenschaften, Rudolfskai 42, Raum U14, Untergeschoss – Anschließend Akademisches Wirtshaus, 18 Uhr, Hörsaal 389 (1. Stock, Altbau) – www.tauriska.at
Bild: TAURISKA
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