Sound of Sattler
STICH-WORT
05/03/21 Wieder einmal wird über den ehemaligen Standplatz des Barockmuseums im Mirabellgarten diskutiert. Es ist der bei weitem kostbarste Leerstand in Salzburg, und das schon seit mehr als acht Jahren. Was genau in Diskussion steht, ist derzeit Sache der Kaffeesudleser.
Von Reinhard Kriechbaum
Das Belvedere wird eine Zweigstelle in Salzburg errichten, in der Neuen Residenz. Dafür gibt es politischen Willen und konkrete Weichenstellungen. Was jüngst von einem Gespräch zwischen Politikern aus Stadt und Land sowie Museumsleuten durchgesickert ist: Der Platz in der Neuen Residenz muss erst geschaffen werden. Möglicherweise braucht's fürs Sattler-Panorama einen neuen Aufstellungsort.
Nun geht es also ans Eingemachte: Werden sich jene Leute durchsetzen, die im Mirabellgarten ein Sound of Music-Museum sehen wollen? Eine nicht unbedeutende Zahl an Salzburg-Touristen kommt ja nicht Mozarts wegen. In ihren Ohren klingt einzig Edelweiiiis.
Eine andere Denkvariante ist, das Sattler-Panorama ins ehemalige Barockmuseum umzusiedeln und gleich mit einem Weltkulturerbe-Zentrum zu verbinden. Was in einem solchen konkret hergezeigt werden soll, ist freilich in etwa so genau umschrieben wie der Inhalt eines potentiellen Sound of Music-Museums.
Undurchdringlicher musealer Bodennebel also. Derzeit wird in Salzburg gerne hinter verschlossenen Türen geredet – man denke an das städtische Probenhaus auf den Hannak-Gründen. Transparenz sieht anders aus. Gerade wenn man aufs Kaffeesudlesen angewiesen ist, braucht's auch Widerspruch.
Da ist auf Markus Grüner-Musil allemal Verlass: Zuletzt habe es von Seiten der ÖVP intensive Anstrengungen gegeben, ein Sound of Music-Museum an diesem Standort anzusiedeln, vor allem auf Druck der Tourismusbranche, die darin einen zusätzlichen Publikumsmagneten in der Innenstadt sieht, so der Kultursprecher der Bürgerliste. Damit habe man vor allem Fernreisende aus Asien und Übersee als Zielgruppe vor Augen. „Hier brauchen wir künftig eine Entzerrung von Publikumsströmen. Ein Standort in der Altstadt ist daher kontraproduktiv.“ Auch das Tourismusleitbild aus dem Vorjahr weise in diese Richtung.
Grüner-Musil will im Barockmuseum also ein Weltkulturerbezentrum angesiedelt wissen, „eine Selbstverpflichtung, der die Stadt längst nachkommen müsste“. Der Rang Salzburgs als UNESCO Weltkulturerbe sei, so Grüner-Musil, „nicht nur mit dem Auftrag verbunden, die historische Altstadt zu erhalten, sondern auch mit dem Auftrag, diese mit Leben zu erfüllen“. Ein Diskurs sei gefragt, „wie sich das Weltkulturerbe Salzburg „nicht bloß als kommerzieller Verwertungsraum sondern als Lebensraum entwickeln“ solle. „Ein Weltkulturerbezentrum sollte ein Ort der Information und der Auseinandersetzung mit diesen Zukunftsfragen sein. Dafür braucht Salzburg einen zentral gelegenen Ort, der selbst auch Teil des Weltkulturerbes ist. Das Barockmuseum ist dafür ein sehr geeigneter Standort.“
Das Sattler-Panorama, das von 1875 bis 1937 im Kurgarten gestanden ist, ebenfalls ins Barockmuseum zu übertragen: Das hält wohl nicht nur Markus Grüner-Musil für sinnvoll. Veduten-Schauen ist im und um den Mirabellgarten wirklich keine schlechte Idee.
Gäste aus dem Fernen Osten werden sich in Nach-Corona-Zeiten trotzdem wieder in ausreichender Menge rund ums Schloss Mirabell einfinden, weil hier ja auch die Sound of Music-Rundfahrten nach Leopoldskron und ins Mondseer Land starten. Das mit dem Entflechten wird’s also nicht so ohne weiteres spielen. Vielleicht wäre es sogar gescheiter, die Gäste von weither im Barockmuseum einzuhegen.