Salzburger Jubiläums-Tarock
STICH-WORT
16/08/16 Wir müssen zugeben: Das Tarockieren ist unsere Sache nicht. Es fand sich im DrehPunktKultur-Team auf die Schnelle keiner, der ernsthaft etwas zu sagen hätte übers „Salzburger Jubiläums-Tarock“ von dem Grafiker und Illustrator Werner Hölzl.
Von Reinhard Kriechbaum
Wir sind als blutige Tarock-Laien also auf die Pressemeldung zurückgeworfen, trösten uns aber damit, dass auch der Gestalter der Spielkarten selbst ein in der Sache ganz und gar Unkundiger ist. Werner Hölzl bezeichnet sich als „Antikartenspieler“ und versichert, dass er höchstens „Schwarzer Peter“ mit seinen Enkeln spielt.
Dessen ungeachtet hat Hölzl zum Landesjubiläum 54 Tarockkarten entworfen, die an die Tradition der Salzburger Kartenmacher und -maler des 18. und 19. Jahrhunderts anknüpfen. Es entstand ein farbenfroher Streifzug durch die Geschichte des vormals bedeutenden Erzstifts Salzburg von 1816 bis 1849. Werner Hölzls Kartenbilder zeigen Persönlichkeiten, Bauten und Landschaften, wie sie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgesehen haben mögen, sowie die sprühende bunte Lebenskraft der Salzburger Volkskultur, die von dem - ihm persönlich sehr am Herzen liegenden - Hanswurst abgerundet wird.
Ein leidenschaftlicher Tarockspieler habe den Funken der Begeisterung auf ihn überspringen lassen, berichtet der 72jährige Künstler. „Die Konzeptentwicklung, die einhergehenden Recherchen und Skizzen, die Ausarbeitung der A3-großen Tuschezeichnungen – worauf Ziffern, Kartenzeichen und erläuternde Texte montiert wurden –, die Scans und das Ausdrucken auf Zeichenpapier sowie die Kolorierung nahmen in etwa 18 Wochen und knapp tausend Stunden in Anspruch“, erzählt er.
Gespiegelte Karten, das heißt dass Figuren – wie etwa König, Dame und Bube – doppelt und nur bis zum Rumpf zu sehen sind, sind eine Erfindung der Moderne.
Das kommt der „richtigen“ Kartenhaltung entgegen und verhindert zeitraubendes Kartenwenden. Hölzl orientierte sich in diesem Projekt jedoch an traditionellen Kartensets aus dem frühen 19. Jahrhundert, die die gespiegelte Darstellung noch nicht aufweisen und mehr gestalterische Freiheiten zulassen. Selbst der Vorwurf der „Unbespielbarkeit“ des von Kindheit an passionierten Tarockspielers Prälat Johannes Neuhardt brachte Hölzl nicht vom historisch-authentischen eingeschlagenen Weg ab.
Dabei sollte man eigentlich auf Neuhardt hören, gerade in Sachen Tarock. Er hat es ja damit sogar zu literarischen Ehren gebracht, mit einer legendären Kartenrunde: Ihr gehörten einst der Dichter Peter Handke, der Literaturwissenschafter Adolf Haslinger, der ehemalige Pressechef der Festspiele Hans Widrich und eben Prälat Neuhardt selbst an. Handke hat diese Tarockrunde im dem Roman „Der Chinese des Schmerzes“ verewigt.
Das Problem der „Unbespielbarkeit“ wurde gelöst, indem auf der Rückseite die richtige Halteweise markiert wurde. Mit diesem persönlichen Beitrag zum Salzburger Jubiläumsjahr erhofft sich Werner Hölzl, der auch die Herstellungskosten von rund 6000 Euro trägt, dass nicht nur Liebhaber des Tarockspiels ihre Freude an seinen Karten haben. Denn immerhin hält man einen kleinen Bilderschatz zur Geschichte und Volkskultur unseres Landes in Händen.