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„Gemeinschaft der zukünftigen Toten“

SALZBURGER FESTSPIELE 2013 / SCHAUSPIEL

08/11/12 Als Deutschem sei es ihm gar nicht so bewusst gewesen, dass die Besetzung des „Jedermann“ eine Frage „von gesamtösterreichischem Interesse“ sei, so der Schauspielchef der Festspiele, Sven-Eric Bechtolf, dieser Tage bei der Programmpräsentation. Cornelius Obonya wird es 2013. Seine Buhlschaft ist Brigitte Hobmeier.

Von Reinhard Kriechbaum

Als Cornelius Obonya im letzten Sommer als Monsieur Jourdain in der „Ariadne“-Urfassung alle Register der Bühnenkomik zog, flogen ihm die Herzen der Zuschauer zu. Zur selben Zeit schwebte Brigitte Hobmeier fast ohne Erd-Bindung ätherisch über die Waldbrand-Asche, in Händl Klaus‘ „Meine Bienen. Eine Schneise“. Die beiden künftig also als Jedermann und Buhlschaft, in der Regie des Musical-erprobten Teams Brian Mertes und Julian Crouch. Was interessiert den Amerikaner Brian Mertes an dem Stück? Er sieht „die Gemeinschaft der zukünftigen Toten“, eine Allianz, die Publikum und Bühnenfiguren wohl zusammenschweißt.

Julia Gschnitzer als Jedermanns Mutter, Joachim Bissmeier als Glaube, Jürgen Tarrach als Mammon: Als Schauspieler hat Sven-Eric Bechtolf, der bekennende Bühnen-Handwerker im Geiste, Sinn für Besetzungen, die schon beim Lesen im Programmfolder Neugier wecken. Mit Tod und Teufel ist man besetzungsmäßig noch nicht handelseins, aber für den rechten Umgang mit den beiden braucht ja auch Jedermann seine Zeit.

Das Schauspiel war im Residenzhof schon lange nicht zu Gast. Shakespeares „Sommernachtstraum“ wird eine Produktion, in der Sprechtheater und Musik zusammenfinden. Henry Mason, ein junger österreichischen Regisseur mit englischen Wurzeln, wird Regie führen. Mason ist Oberspielleiter des Theaters der Jugend in Wien. Dazu erklingt die Bühnenmusik von Mendelssohn Bartholdy, gespielt vom Mozarteumorchester unter Ivor Bolton.

Nestroys böser Geist „Lumpazivagabundus“ wird in der Regie von Matthias Hartmann auf der Pernerinsel umgehen: Johannes Krisch, Michael Maertens, Nicholas Ofczarek – das Burgtheater schickt seine Vorzeigeschauspieler in die Halleiner Glücks-Lotterie. Im Landestheater empfängt Schillers „Jungfrau von Orleans“ ihre imaginären Anweisungen von oben. Michael Thalheimer inszeniert diese Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin. Kathleen Morgeneyer spielt die Titelrolle.

Puppenspiel ist eine Theaterform, die Sven-Eric Bechtolf im Festspielprogramm verankert wissen will. „Sans Objet“ heißt die für 2013 eingeladene Produktion von dem Franzosen Aurélien Bory. Seine „Puppe“ ist ein Fertigungsarm aus einer Automobilfabrik. Wie sich dieses mechanische Ungetüm belebt, stellt eine hochartistische Meditation über Mensch und Maschine vor. Aurélien Bory kommt ohne Worte aus – so wie Nicolas Liautard, der heuer die Händl-Klaus-Uraufführung inszenierte und im nächsten Jahr seine wortlose Annäherung an das Grimm’sche „Schneewittchen“ vorstellen wird, für Kinder ab sieben Jahren. Liautard war mit dieser erfolgreichen Produktion 2010 für den „Molière“ nominiert, den wichtigsten Theaterpreis Frankreichs.

Auch beim Young Directors Project gibt es 2013 einen „Jedermann“: Mit dem Schauspieler Philipp Hochmair setzt Regisseur Bastian Kraft den Plot als Monolog um. Die britische Gruppe „1927“ ist zum YDP mit ihrer Produktion "The Animals and Children Took to the Streets” eingeladen. Der in Antwerpen lebende Regisseur Mokhallad Rasem stammt eigentlich aus dem Irak. „In verschiedenen Sprachen“ wird man seine Version von „Romeo und Julia“ erleben. Die Autoren: „Shakespeare und andere“. Die vierte Aufführung im YDP gilt einer Bühnenumsetzung von Buñuels Spielfilm „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ aus dem Jahr 1972 durch den tschechischen Regisseur Jan Mikulášek.

Das Festspiel-Kalendarium 2013: www.salzburgerfestspiele.at/spielplan
Das Schauspiel bei den Festspielen: www.salzburgerfestspiele.at/schauspiel
Bilder: Salzburger Festspiele / Anjeza Cikopano (1); Janine Guldener (1); Arno Declair (1)
Zum Kommentar Alleinstellungsmerkmal: Salzburg
Zur Programmvorschau Festspiele 2013/Oper Die Meistersinger von Salzburg


 

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