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Fuchs, Hase, Flüchtlinge und junge Künstler

DOMQUARTIER / RESIDENZGALERIE / RAUM.ZEIT.IDENTITÄT

01/06/16 Wenn man die Kuh antippt, dann muht es. Drückt man auf den Hasen, dann leuchtet auch der Fuchs auf und man erfährt, was es bedeutet, wann man hierzulande sagt, Fuchs und Hase sagten einander „Gute Nacht“. Nett auch das „Raunzen“, das mit „traditional speaking“ erklärt wird.

Von Reinhard Kriechbaum

Claudia Kohlmann hat die interaktive Wand „Welcome to Austria!“ gestaltet, und das ist eine der wenigen Arbeiten in der Schau „Raum.Zeit.Identität“ im DomQuartier, in denen sogar etwas wie Ironie mitschwingt. Studentinnen und Studenten der Universität Mozarteum und der Fachhochschule waren eingeladen zu „künstlerischen Experimenten zu aktuellen Themen im historischen Kontext“. Sprich: Irgendwie sollten Ort und Bilder der Residenzgalerie schon einbezogen sein. Die meisten jungen Leute haben das sehr ernst genommen – sie sind ja noch in einem Alter, in dem man felsenfest an die weltverbessernde und gesellschaftsverändernde Kraft der Kunst glaubt.

Im Detail steckt viel Ehrgeiz in dieser Ausstellung, die nur vier Wochen lang zu sehen ist. Die unterschiedlichen künstlerischen Ansätze (mehrheitlich dem Bereich Konzeptkunst zuzuordnen) sichern Abwechslung. Nicco Harzig blendet auf mehreren Bildschirmen Fotos junger Leute in rasender Frequenz übereinander, so dass das Individuelle der Porträts quasi zerfließt. Katrin Froschauer, Valentin Backhaus und Christian Zwerschina haben für eine Installation einen Raum völlig weiß ausgekleidet und zeigen drin – eben nicht nur rein weiße – Bilder. Judith Zaunschirm hat historische Menschenbilder mit neuen Fotografien paraphrasiert. Mächtig Effekt macht eine Wandverkleidung um einen historischen Kachelofen aus goldfunkelnder Rettungsfolie. Auch eine Frauen-Puppe ist in ein solches Ding gehüllt. Viva Alagic hat diese Installation mit dem Titel „Vera Lux“ erdacht.

Häufiger als rein künstlerische Ansätze sind solche mit gesellschaftlichen Hintergedanken, wobei die Auseinandersetzung mit Flüchtlingen ein starkes Thema ist. Magdalena Heller und Navid Hogatti (ein junger Afghane) malen in zwei riesigen Video-Projektionen sozusagen an ihrer Welt. Jene der europäischen Studentin träumt wesentlich unbelasteter von schönen Dingen...

Marlen Mairhofer lädt ein zu einem „Spießrutenlauf“ in einen engen Kobel, in dem man beim Durchgehenvon allen Seiten von Kunststoffrohren berührt wird. Sie spielt damit an auf die Kölner Silvesternacht und das Gefühl des Bedrängt-Werdens. Daneben hängt das Bild Juda und Thamar von Gerbrand van den Eeckhout. Die biblische Thamar war ziemlich initiativ und hat das Geschick zu ihrem Gunsten zu wenden verstanden – hoffentlich kennt die junge Künstlerin die Geschichte wirklich und hat das Bild nicht nur wegen der verschleierten Frau gewählt.

Viele Installationen in drei Räumen der Residenzgalerie und im Nordoratorium des Domes könnte man beschreiben. In einem der Oratoriumsräume stehen und liegen Stühle. „Zwischen 2 und 12 Stühlen“ nennt Yvonne Schäfer die Installation aus Licht. Sie denkt nach über Raum, Leere – und das, womit Menschen allfälliges Vakuum füllen. Vielleicht mit Religion?

Wirklich spektakulär ist, was Michael Perl und Christian Zwerschina in einem der Oratorien aufgebaut haben. Ein quadratischer Spiegel nimmt fast die ganze Bodenfläche ein, ein großer runder Spiegel hängt waagrecht an der Decke. Stuckdekor und Raumelemente werden als Bildsequenzen illusionistisch multipliziert. Das ist eine gekonnte Paraphrase auf barocke Raum-Zauberei.

Die Schau „Raum.Zeit.Identität“ ist bis 3. Juli im DomQuartier (Residenzgalerie und Nordoratorium des Domes) zu sehen – www.domquartier.at
Bilder: DomQuartier

 

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