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SALZBURG MUSEUM / DIE AUSSTELLUNGEN 2016 (1)
20/01/16 Die Salzburger Landesausstellung „Bischof. Kaiser. Jedermann. 200 Jahre Salzburg bei Österreich“ erzählt die Geschichte Salzburgs vom reichen Fürsterzbistum, von Kriegen und wechselnden Herrschaftsverhältnissen und vom heutigen Bundesland – eine Trilogie.
Von Heidemarie Klabacher
Salzburg war einmal wirklich reich. Seine Fürsterzbischöfe waren kunstsinnige Alleinherrscher, die nicht erst lang fackeln oder das Volk befragen mussten, wenn sie ein ganzes Stadtviertel samt Friedhof abreißen und eine neue Kirche hinbauen oder haufenweise Geld für Bilder, Bücher oder Skulpturen ausgeben wollen. War vielleicht auch nicht immer alles nett – aber die Bauwerke und Schätze sind großteils erhalten geblieben. Und die Stadt Salzburg profitiert noch immer davon. Auch wenn die Herrschaft der Fürsterzbischöfe ein unrühmliches Ende genommen hat und ihre Schätze in so ziemlich alle Welt verschleppt worden sind. Einige dieser Kostbarkeiten kommen im Rahmen der Salzburger Landesausstellung „Bischof. Kaiser. Jedermann. 200 Jahre Salzburg bei Österreich“ wenigsten für kurze Zeit nach Salzburg zurück.
Martin Hochleitner, der Direktor Salzburg Museum, Chefkurator Peter Husty, der Leiter Neue Residenz und Karin Rachbauer-Lehenauer, die Leiterin des Spielzeug Museums präsentierten heute Mittwoch (20.1) das neue Ausstellungsprogramm, sowie Kooperations- und Modernisierungspläne und Zahlen. War das Jahr 2015 mit insgesamt 842.000 Besucherinnen und Besuchern bislang erfolgreichste Jahr in der Geschichte des Salzburg Museum.
Die Landesausstellung besteht aus den drei – jeweils thematisch in sich geschlossenen -Sonderausstellungen „Schatzkammer Salzburg“, „Erzähl mir Salzburg!“ und „Am Schauplatz“.
„Über die Jahrhunderte hinweg sammelten die Salzburger Fürsterzbischöfe umfangreiche Schätze an Gemälden und Grafiken, Möbeln und Porzellan, Mineralien, Waffen und Münzen, Büchern und Skulpturen an. Vieles davon wurde eigens für Salzburg angefertigt. Die Salzburger Fürsterzbischöfe gaben bei angesehenen Künstlern Arbeiten in Auftrag: Elfenbeinschnitzereien, Objekte aus Bergkristall, Steinbockhorn, Goldarbeiten oder Gemälde – all diese Gegenstände gehörten zum Inventar der Schatzkammer bei Hofe und dienten der Repräsentation. Die damaligen Regenten verstanden sich selbstverständlich als persönliche Eigentümer dieser Reichtümer und so war es keine Seltenheit, dass sie im Kriegsfall sämtliche Schätze in die nächste Residenz verfrachten ließen.“
Mit der Ausstellung „Schatzkammer Salzburg“ in der Kunsthalle im Untergeschoß der Neuen Residenz wolle man ein historisches Bewusstsein für den einstigen Reichtum und Stellenwert
Salzburgs innerhalb Europas wecken. Vierzig Objekte werden gezeigt. Aus der „Bibliotheque Nationale“ in Paris wird ein monumentaler Stadtplan von Salzburg aus dem Jahr 1789 zu sehen sein. Aus der Staatsbibliothek in München kommen wertvolle mittelalterliche Handschriften und aus dem bayerischen Nationalmuseum reist die Prunkrüstung des Salzburger Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau für kurze Zeit zurück an die Salzach. Das Museum „Argenteria“ in Florenz entlehnt kostbare kunstgewerbliche Objekte wie ein Bergkristallgefäß, ein Silberkreuz oder eine Goldkanne mit Email. Das Kunsthistorische Museum in Wien steuert als Leihgaben archäologische Objekte bei, etwa den „Jüngling vom Magdalensberg“ oder den „Heerführer aus Hallwang“, aber auch die Rüstung des Erzbischofs Matthäus Lang.
Die zwölf „Kapitel“ der zweiten Sonderausstellung – „Erzähl mir Salzburg!“ – soll die Geschichte Salzburgs aus einzelnen ungewöhnlichen Blickwinklen lebendig werden lassen. Die Gäste sollen dabei von Raum zu Raum, von Thema zu Thema wandern. Als da sind: „Stille Nacht! Heilige Nacht! - Was ein Lied erzählt und über seine Zeit verraten kann“. Oder: „Salzburg und der Nationalsozialismus. Das schwere Erbe der Geschichte“. Oder: „Zwei Tage angesichts des Wolkenküchenbergs“ (Peter Handke) – literarische und Salzburg-Bilder“. Die Räume werden wohl pfiffiger gestaltet sein als ihre Titel.
Für die dritte Sonderausstellung – „Am Schauplatz“ – haben Foto-Künstlerinnen und -Künstler acht geschichtsträchtige Orte besucht und Videoanimationen und Installationen geschaffen: etwa in der Villa Manin (dort wurde der Friedensvertrag von Campo Formio 1797 und das Ende des selbstständigen Erzstifts festgeschrieben). Auf dem Walserfeld (die dortige Schlacht 1800 brachte eine „Epoche der Besetzungen, Plünderungen und unterschiedlichen Herrscher“). In der Alten Residenz oder auf dem heutigen Hildmannplatz vor dem Neutor (dort empfingen im Juni 1816 die Bewohner der Stadt Salzburg den neuen Herrscher Kaiser Franz I. von Österreich). Bevor wer fragt: Die NS-Zeit kommt in der Sonderausstellung „Erzähl mir Salzburg“ unter „Salzburg und der Nationalsozialismus. Das schwere Erbe der Geschichte“ vor.
Die beiden ersten Präsentationen enden am 30. Oktober, während die Ausstellung „Erzähl mir Salzburg“ im ersten Obergeschoß der Neuen Residenz als semipermanente Präsentation für drei Jahre konzipiert ist.
Zwanzig Gemeinden sind eingeladen worden, sich im Rahmen der Landesausstellung an zwanzig Samstagen im Innenhof der Neuen Residenz zu präsentieren. Auch für die Kunstvermittlung steht die Landesausstellung im Jahr 2016 im Mittelpunkt: Es wurde ein umfangreiches Schulprogramm entwickelt. Die Landesausstellung ist barrierefrei, erstmals leiten auch Texte in Leichter Sprache durch die Ausstellung. (Wird fortgesetzt)