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Scharfer Blick in die Tiefe

HINTERGRUND / KELTENMUSEUM / ARCHÄOLOGIE

07/07/15 Das waren noch Zeiten, als Archäologen ausschließlich mit Schaufeln unterschiedlicher Größe, Besen und Pinseln ausgerückt sind. Heutzutage ist in diesem Bereich Hightech angesagt: Luftbildarchäologie, Geophysik, LiDAR-Scan und dreidimensionale Grabungsdokumentation...

Die häufig vorkommenden weißen Einlagen in keltischem Metallschmuck hat man als Koralle identifiziert, die vermutlich aus der Adria importiert wurde. Die anfängliche Vermutung, es handle sich um durch die lange Bodenlagerung ausgebleichte, ursprünglich rote Koralle, konnte durch die archäometrischen Analysen korrigiert werden. Tatsächlich nutzten die eisenzeitlichen Kunsthandwerker weiße Korallen zur Verzierung der ursprünglich golden glänzenden Bronzeobjekte. Die traditionelle Forschungsmeinung, die angeblich rote Farbe der Koralleneinlagen habe eine magische Bedeutung gehabt, muss also überdacht werden: Offenbar spielte das exotische Material aus dem Süden eine wichtigere Rolle als ihre leuchtende Farbwirkung.

Die Ausstellung „Mit Hightech auf den Spuren der Kelten“ veranschaulicht die wichtigsten Entwicklungen von den ersten Anfängen der archäologischen Feldforschung bis hin zur modernen „digitalen“ Archäologie. Es scheine, dass die Möglichkeiten und technischen Errungenschaften gerade in der jüngsten Zeit exponentiell zunehmen und die Entwicklung rasanter verläuft denn je, finden die Kelten-Fachleute in Hallein.

Die ursprünglich vom Keltenmuseum Hochdorf/Enz und dem Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg konzipierte Wanderausstellung ist nun erstmals in Österreich zu sehen. Bebilderte Schautafeln, zahlreiche Exponate und 3D-Animationen zeigen die Arbeitsweisen der modernen Archäologie.

In einem eigenen Bereich der Schau werden aktuelle Untersuchungen der Dürrnbergforschung und der Salzburger Landesarchäologie gezeigt: So ist es beispielsweise mit Hilfe modernster Analysemethoden im Labor gelungen, exotische Importgüter der Eisenzeit zu identifizieren: Grabbeigaben vom Dürrnberg enthalten oft Einlagen aus farbigem Material. Modernste Labormethoden wie Röntgendiffraktometrie oder Ramanspektroskopie ermöglichen die Material- und Herkunftsbestimmung dieser Intarsien. Bei der leuchtend roten Auflage einer latènezeitlichen Fibel handelt es sich um Glasfluss oder gefärbtes Email. Die schwarze Fußzier einer ähnlichen Fibel besteht aus Kaolin, einem Tonmineral, das bislang als Schmuckmaterial unbekannt war.

Im 20. Jahrhundert trat die Luftbildarchäologie an die Seite der traditionellen archäologischen Forschung. Der spektakuläre Blick aus der Vogelperspektive ermöglicht es, Strukturen im Boden – wie Gräben oder Hügelgräber – zu erkennen und zu dokumentieren. Bodenverfärbungen, bestimmte Bewuchsmerkmale oder Schattenwurf weisen auf Fundstellen hin, die vom Boden aus nicht erkennbar sind. Die Luftbildarchäologie stößt aber an ihre Grenzen, wenn Wälder und Buschwerk den direkten Blick auf die Bodenoberfläche versperren. „Light Detection and Ranging“, abgekürzt „LiDAR“, löst das Problem. Heute wird die Luftbildarchäologie durch dieses Laserscanning ergänzt und weitergeführt. Vom Flugzeug aus können ganze Landschaften mit Laserstrahlen abgetastet werden. Aus den Daten entstehen digitale Bilder des Geländereliefs. Wald, der den Blick auf den Boden verdeckt, kann man auf dem Bildschirm „wegrechnen“. Selbst kleine, flache Unebenheiten können erkannt und zentimetergenau lokalisiert werden.

Während der LiDAR-Geländescan ein detailliertes Bild der Oberflächenstruktur liefert, „schauen“ geophysikalische Untersuchungen unter die Erdoberfläche. In den kartierten Messungen von Bodenradar, Elektrik oder Geomagnetik lassen sich verborgene archäologische Strukturen identifizieren. Ein Gelände wird im Punktraster durch Geomagnetik oder Georadar vermessen, der Computer setzt die gewonnenen Werte zu einem Bild zusammen. Am Bildschirm erkennt man, ob es sich bei den geomagnetischen oder -elektrischen Anomalien um Befunde handelt, die auf Eingriffe prähistorischer Menschen zurückgehen. So können mit dieser Methode sogar Spuren erkannt und zerstörungsfrei dokumentiert werden, die einige Meter unter der Erdoberfläche liegen. (Keltenmuseum/dpk-krie)

Bis 22. November im Keltenmuseum Hallein.
Unter dem Motto „Zeitreise in die Urgeschichte“ finden heuer von 15. bis 29. August die Kinderwochen im Keltenmuseum Hallein statt. Auf der spannenden Zeitreise in die Urgeschichte können kleine Kelten-Fans erleben, was den Alltag der Kelten und Steinzeitmenschen bestimmte. – www.keltenmuseum.at
Bilder: Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg (2); Keltenmuseum (1)

 

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