Keine Indianerüberfälle bis jetzt
FREILICHTMUSEUM GROSSGMAIN / MUSEUMS-EISENBAHN
25/03/10 Derzeit wird im Freilichtmuseum noch letzte Hand an die Schienen gelegt. Mit Indianerüberfällen ist auch weiterhin nicht zu rechnen. Trotzdem wird die Museumseisenbahn die künftige Hauptattraktion. „Jungfernfahrt“ soll am 13. Juni sein. - Saisoneröffnung im Freilichtmuseum Großgmain mit traditionellem Ostermarkt ist am Samstag (27.3.)
Der Bahnhof "Flachgau" ist ein originalgetreuer Nachbau der Haltestelle Zistelalpe der alten Gaisbergbahn. Die Museums-Eisenbahn wird am 13. Juni den Betrieb aufnehmen.
Wagons und Lokomotiven sind bereits im Museum brauchen bis zum ersten Abfahrtspfiff aber noch die Grün-Signale der Behörden. Eine Dieselfeldbahnlokomotive erhielt das Museum vom Diabaswerk in Saalfelden, wo Ende 2008 die letzte im Land Salzburg noch betriebene Feldbahnstrecke eingestellt worden war. Die zweite Lok wurde von der Bad Schwalbacher Kurbahn in Hessen gekauft, nachdem diese ihren Betrieb einstellen musste. Beide Lokomotiven der Marke Schöma kamen vor ihrer Inbetriebnahme im Freilichtmuseum zur technischen Überholung und Nachrüstung ins nach wie vor bestehende Schöma-Werk nach Diepholz in Niedersachsen. Als besondere Attraktion werden heuer auch Fahrten mit einer Dampflokomotive angeboten. Der Eigentümer einer schmalspurigen Dampflokomotive bringt seine Lok ins Freilichtmuseum und wird die Besucher damit an Sonn- und Feiertagen durch das 50 Hektar große Gelände fahren.
Die Wagons stammen von der Firma Mühlhäuser in Michelstadt (Hessen). Teile der Wagons haben bereits eine bewegte Geschichte hinter sich: In den 1960er Jahren waren von der Firma Mühlhäuser "Kaprun-Loren" hergestellt worden. Diese wurden beim Kupferbergbau in Mühlbach am Hochkönig und beim Bau der Kraftwerksgruppe Glockner-Kaprun eingesetzt. Manche dieser Kipploren gelangten später in das Diabaswerk nach Saalfelden, wo sie Ende 2008 gemeinsam mit der Lok vom Freilichtmuseum übernommen wurden. Auf die generalüberholten Untergestelle der Loren wurden nun Personenkabinen aufgebaut, die Platz für je zwölf Personen bieten. Acht Personenwagons sind im Freilichtmuseum im Einsatz, jede Zuggarnitur besitzt einen barrierefreien Zugang.
Eine Weiterverwendung im Freilichtmuseum gibt es übrigens für nicht mehr gebrauchte Bauelemente des Salzburger Hauptbahnhofes: Das Flugdach für den Unterstand der Lokomotiven und Wagons auf dem Betriebsgelände des Museums wird aus Teilen der ehemaligen Bahnsteigüberdachung des Hauptbahnhofes zusammengebaut.
Die Eisenbahn sei für das Freilichtmuseum auch deswegen so wichtig, „weil sie den Museumsbesuch für weniger mobile Menschen angenehmer oder sogar erst möglich macht“, hieß es heute Donnerstag (25.3.) bei einem Pressegespräch zur Saisoneröffnung.
„Feld-, Wald- und Industriebahnen haben im Zeitalter der industriellen Revolution auch im Bundesland Salzburg erhebliche Bedeutung für die Schaffung moderner Produktionsmöglichkeiten gehabt – sei es in der Holzbringung, bei Grubenbahnen in Bergwerken oder auf Großbaustellen“, sagte Gunter Mackinger, Verkehrsdirektor der Salzburg AG, die mit der Lokalbahn das Projekt von Anfang an begleitet, die hauptamtlichen und freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgebildet und sich für die Betriebsführung zur Verfügung gestellt hat. „Die kleinen Schienenbahnen waren bis vor wenigen Jahrzehnten unverzichtbar“, so Mackinger. „Nur wenige Menschen interessierten sich seinerzeit für diese ‘kleinste Form‘ der Eisenbahn, und so sind heute nur wenige Dokumente über diese Transportmittel vorhanden.“
Die Errichtung einer Eisenbahnstrecke sei das bisher größte Einzelprojekt des Freilichtmuseums, so Museumsdirektor Michael Becker. Drei Jahre hat man daran gearbeitet. Ab Mitte Juni werden während der Öffnungszeiten je nach Publikumsfrequenz ein bis zwei Zuggarnituren die 1,7 Kilometer lange Strecke befahren. An Sonn- und Feiertagen wird es darüber hinaus auch Dampflokfahrten geben. Aufgrund des ansteigenden Geländes ergibt sich auf weiten Teilen der Strecke eine maximale Längsneigung von 40 Promille, die Museumsbahn muss auf ihrem Weg durch das Museumsareal fast 40 Höhenmeter überwinden. Mit dem Bahnhof "Flachgau" und den Haltstellen "Tennengau" und "Pongau" wird es insgesamt drei Ein- und Ausstiegsstellen geben. Der Bahnhof "Flachgau" ist ein originalgetreuer Nachbau der Haltestelle Zistelalpe der alten Gaisbergbahn. An der Außenseite des Bahnhofsgebäudes wurden 32.000 Holzschindeln als Wandverkleidung angebracht. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf 1,2 Millionen Euro. (LK/dpk)