Das Weiß in der Stadtlandschaft
PANORAMA-MUSEUM / SALZBURG IM WINTER
28/11/13 Eigentlich eh klar: Wenn Schnee auf den eigentlich hässlichen Blechdächern liegt, eröffnen die geometrischen weißen Flächen und die Feuermauern ganz neue Möglichkeiten. Da wird aus einem Vedutenmaler leicht ein Kubist…
Von Reinhard Kriechbaum
So mag es Gerda Düring gegangen sein, als sie 1967 vom Kapuzinerberg über die Staatsbrücke blickte. In einem sehr bekannten Bild aus dem Bestand des Salzburg Museums, „Mirabellgarten im Winter“ von Agnes Muthspiel, entsteht zwischen den Voluten der steinernen Umzäunungen, aber auch durch die stilisierten entlaubten Bäume eine Atmosphäre, die an den Jugendstil denken lässt (das Bild ist freilich in den 1950er Jahren entstanden, als kein Hahn nach dieser Stilrichtung krähte).
Vertrautes und weniger Vertrautes in einer kleinen Schau, die parallel zur Weihnachtskrippenausstellung im Panorama-Museum gezeigt wird: Schnee-Veduten. Normalerweise malt man Salzburg freilich bei Sommer und Sonne. Aber es gibt auch reizvolle Winterbilder. Weniger an Zahl, weil mit dem Winter haben sich die Maler eigentlich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts angefreundet.
Hubert Sattler hat 1875 ein repräsentatives Winter-Kosmorama, eine Ansicht vom Klausentor aus, gemalt. Daneben hängt ein feines Aquarell, das er 1840 aus fast gleicher Perspektive geschaffen hatte. Altstadt und Festung hat der alte Sattler einfach vom frühen Bild genommen. Drumherum hatte sich die Umgebung freilich stark verändert: Die Salzach war reguliert, am Ufer vor dem Klausentor gab es schon die Grünanlagen, gegenüber war die evangelische Christuskirche eben neu erbaut. Dafür entdeckt man den Turm der alten Andräkirche (in der Linzergasse) nicht mehr. Auch Josef Mayburger, nach dem jetzt ein Kai benannt ist, hat die Ufer genau angeschaut: Ein kleines, reizvolles Bild zeigt die Christuskirche, davor eine Bootsanlegestelle (!). Und dahinter, in Lehen wohl, qualmt es mächtig aus einem Schlot. Das Fernheizkraftwerk konnte es damals, 1879, jedenfalls nicht gewesen sein.
Kennt jemand noch den Namen Josef Ullmann? Er war ein Vertreter des österreichischen Impressionismus, aus der zweiten oder dritten Reihe. Aber der Blick über die Altstadtdächer zur Kollegienkirche, mit einer ganz fabelhaften winterlichen Wolkenstimmung, ist ein erstklassiges Bild. Ein Aquarell von einem gewissen Rudolf Holz wird man nicht zu den malerischen Meisterwerken rechnen, aber das Motiv ist nett: Da staksen in St. Veit Menschen durch den Schnee zur Christmette. Fein herausgeputzt sind die Damen mit ihren Pongauer-Trachtenhüten.
Beinah legendär in Salzburg war Wilhelm Kaufmann. Ist er auf dem Weg in sein Atelier im Künstlerhaus über den fast menschenleeren Kajetanerplatz geschlendert und da auf die Idee gekommen, ein Bild mit Blick Richtung Kloster Nonnberg zu malen? Nein, das kann nicht sein, das Bild ist schon 1942 entstanden. Als „magischen Realismus“ bezeichnet Kurator Nikolaus Schaffer den Zugang, den Georg Jung in dem vielleicht berühmtesten Salzburger Winterbild vermittelt: Die Rote Elektrische kommt gerade aus dem Neutor, tief verschneit ist die kleine Grünanlage davor in der Riedenburg.
Auf den Faistauer-Schüler Anton Steinhart (1889-1964) hielt man hierzulande einst große Stücke. Nächstes Jahr könnte man an ihn erinnern, anlässlich des 125. Geburtstages. Eine verschneite Baustelle mit verwaistem Bagger hat Steinhart mit expressionistischem Touch eingefangen.