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Voll grauslich! Voll lustig!

MdM RUPERTINUM / UNGEHEUERLICH!

10/02/12 Gerümpel, Flaschen, Menschenknochen und abgehackte Puppenköpfe: Man darf in der „Knochenhalde“ von Martin Dickinger leider nicht stierln. Das ist ein Kunstwerk. Dafür gibt es im Spielbereich einen Haufen Ersatzknochen und Köpfe, die man nach Lust und Laune rollen lassen kann. - Nicht nur für Kinder ist die Ausstellung „Ungeheuerlich!“ im Rupertinum ein Hit.

Von Heidemarie Klabacher

altGruseln lernen auf allerhöchstem Niveau, ohne glitschige Fische im Bett, kann man bis 5. Juli im Rupertinum. Alfred Kubin, Peter Pongratz, Jörg Immendorf oder Alberto Giacometti: Sie alle kann man einem Kind getrost als „berühmte Gruselmaler“ vorstellen. Im Depot des MdM muss es ziemlich gruselig zugehen, denn alle Exponate zur Ausstellung "Ungeheuerlich!" sind aus dem Sammlungsbestand.

altWie unheimlich ist Alfred Kubins „Verfallenes Schoss“ mit dem Pferdekutschen-Leichenwagen davor! Im „Dunkeln Zimmer“ hängen weitere Kubins oder Ensors, deren düstere Gestalten nur im Strahl der Stirnlampen vorüberhuschen. Viel zu oft wird von Kunstpädagogen von „Erlebnis“ gesprochen – der Blick hinter den Bretterverschlag des „Dunklen Zimmers“ ist tatsächlich eines. Und eiskalt ist es auch da drinnen…

altIm Geäst der leblosen Bäume von Paul Flora, Ulrich Waibl oder Bertram Hasenauer haust unheimliches Getier, auch wenn dieses sich grad in den Schatten verzogen hat. Dagegen dringen die Rieseninsekten von Walter Schmögner oder Georg Baselitz auch noch durch die winzigsten Ritzen der Phantasie. Die Kuratorinnen nennen das die Abteilung „Landschaft“, was aber egal ist , weil die Bilder Menschen jedes Alters unmittelbar an- und im übrigen für sich sprechen.

alt„Was ist für Euch unheimlich?“, habe man im Vorfeld der Ausstellung Kinder befragt. Knochen und Gerippe war eine kluge Wahl, zum Thema gibt es wahre Schätze in der Sammlung des MdM: Martin Gredler, Peter Pongratz, Alfred Hrdlicka, Georges Rouault – die Namen werden die Kinder weniger beeindrucken, als die Bilder.

alt„Gelitin“ klingt ja von Haus aus ein wenig glitschig-grausig. Sie haben aber kein Schaff mit Fischen zum Hineingreifen entwickelt, sondern eine überdimensionale abolut hinreißende Plastilincollage mit lauter Monstern: Man mag sich gar nicht mehr davon trennen, weil jeder Mugel, jede Ausbuchtung wieder ein neues Gruselgesicht zeigt.

Auch die Fotokunst leistete Beiträge zum Fürchten-Lernen und etwa um die Dokumentation von Gespenstererscheinungen: So gibt es hoch artifizielle großformatige Fotos von Johannes Deutsch oder eine Arbeit von Erwin Wurm und Silvie Fleury, auf der eine weiße Rüschenbluse soeben ihren menschlichen Inhalt verschlungen hat…

altVon der „Knochenhalde“ Martin Dickingers war schon die Rede: Jedes einzelne Stück von der „Halde Nr. 41“ sei von Hand aus Pappmaschee aufgebaut und geformt worden, verrieten die Kuratorinnen (Vor den Vorhang Katharina Barth, Martina Berger-Klingler und Elisabeth Ihrenberger) heute Freitag (10.2.) bei der Pressepräsentation. Im Kreativbereich darf man (mit vielleicht von der Haupthalde gerollten ) menschlichen und zivilisatorischen Überresten eigene skulpturale Interventionen realisieren.

Einen zweiten Kubin gibt es auch: Der junge Künstler Johannes Kubin hat winzige Spielfiguren in genmanipulierte Monster verwandelt – und sicherheitsalber eingerext. Ein Rasselmonster steht oben an der Treppe und lässt Neugierigen sogar eine kleine Rute um die Knöchel streichen. Man kann nur raten: Auf zum Gruseln!

Ungeheuerlich! - Museum der Moderne Rupertinum – bis 15. Juli - www.museumdermoderne.at
Bilder: dpk-klaba

 

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