Großmeister der deutschen Frage in der Kunst
MUSEUM DER MODERNE / IMMENDORFF / LÜPERTZ
08/04/11 Eine Verwandte von Markus Lüpertz’ Mozart begrüßt den Besucher, den mächtigen Aufgang ins MdM machtvoll dominierend: Daphne. Nicht weniger beeindruckend als die überdimensionale Bronzefigur sind zahlreiche kleinere Skulpturen, wie „Die Schöne“ oder „Kopf des Sebastian“.
Von Heidemarie Klabacher
Nicht nur Skulpturen sind zu sehen. Spannend ist in der Ausstellung „Immendorff / Lüpertz“ im MdM auch die Begegnung mit Gemälden und Grafiken aus der Sammlung MAP. Sie steht dem Museum als Leihgabe langfristig zur Verfügung.
Werke der beiden deutschen „Großmeister“ stehen einander direkt gegenüber - das ermöglicht einen direkten Verglich und einen spannenden Überblick über das Schaffen der beiden international renommierten deutschen Künstler, die bis zum Tod von Jörg Immendorff Freunde waren.
Für beide waren - in ihrer je eigenen Bildsprache - vor allem die Geschichte Deutschlands und die deutsch-deutsche Zeit- und Kulturgeschichte zentrale Themen.
Für Jörg Immendorff (1945-2007), der bei Joseph Beuys an der Akademie in Düsseldorf studiert hat, war Kunst ein Medium der politischen Agitation und revolutionären Einmischung. Ihm ging es um provokante kritische Auseinandersetzung mit politisch-sozialen Missständen. Wie etwa im berühmten Bilderzyklus „Café Deutschland“, der zwischen 1978 bis 1984 entstandenen ist. Die Teilung Deutschlands vor dem Hintergrund des Kalten Krieges ist hier zentrales Thema.
Der Kurator der Ausstellung, Veit Ziegelmaier, hat jeden Raum mit einem Werktitel - Neuer Krieg Neue Kunst, Einheit, Café Deutschland - überschrieben. Ein Raum heißt „Maleraffen“: Affen sind in der Kunstgeschichte ebenso ein Symbol der Weisheit, wie des Triebes und der Unvollkommenheit.
Für Jörg Immendorff war der Affe das Bild des Malers, quasi sein Alter Ego. Zitate aus der Kunstgeschichte zeigen die Verbundenheit Immendorffs mit der Tradition - etwa bei jener Skulptur, die auf Hans Baldung Griens (1484-1545) „Fortuna“ basiert, die sich mühsam auf Stützen und Kugeln fortbewegt.
Markus Lüpertz (*1941) bezieht sich mit seiner expressiven Malweise ebenfalls auf die Tradition, vor allem auf die Antike. Er spricht ab Mitte der 1960er Jahre von „dithyrambischer Malerei“: Damit spielt er auf die Lobgesänge auf den Gott Dionysos an: Dithyramben eben. Aber auch handfest Politisches tritt dem Betrachter vor allem in der Malerei Lüpertz entgegen. Den Tunnel, der sich durch die Museumswand zu bohren scheint, möchte man nicht erforschen. Der Kopf Apolls zu Füßen der überdimensionalen Daphne erinnert dagegen ganz vertraut an die marmornen Köpfe, die einen von den Säulenfüßen in der Stiftskirche Nonnberg herauf anzublicken scheinen.