10 Jahre, 50 Jahre, 100 Jahre
DOMQUARTIER / JUBILÄUMSSAISON
31/01/24 Noch ist die im Vorjahr eröffnete Ausstellung „Von 0 auf 100“ nicht vorbei (da geht’s um die Gründung der Residenzgalerie vor hundert Jahren). Auch heuer fällt „rundes“ Gedenken an im DomQuartier. Das Dommuseum wurde vor fünfzig Jahren eröffnet, und das DomQuartier selbst ist zehn Jahre alt.
Von Reinhard Kriechbaum
Zwar redet man von Salzburg als „Rom nördlich der Alpen“, aber tatsächlich war Venedig als italienischer Bezugspunkt nicht nur geographisch viel näher, sondern vor allem wirtschaftlich entschieden bedeutsamer. Kunst wurde zwischen Venedig und Salzburg ebenso auf den Weg gebracht wie Handelsware. Erzbischof Markus Sittikus hat den Venezianern tolle Feste abgeschaut (ohne sie sich wirklich leisten zu können). „Salzburg hat jahrhundertelang intensive Beziehungen zu Venedig gepflegt“, erklärt Domqartier-Leiterin Andrea Stockhammer. „Die Salzburger Kaufmannschaft hatte im Fondaco dei Tedeschi eine gewichtige Stimme. Salz und Silber gingen nach Venedig, Spezereien und Luxusgüter kamen zurück. Es entwickelten sich aber auch künstlerische Beziehungen aller Art, im Bereich der Architektur, der bildenden Kunst und der Musik.
Wenn es heuer also gilt, das zehnjährige Bestehen des DomQuartiers zu feiern, ist es nicht abwegig, ein Venedig-Thema in den Mittelpunkt zu stellen. Für eine große Ausstellung ab 21. Juni bis 6. Jänner 2025 holt man Die Farben der Serenissima nach Salzburg. Nicht aus Venedig, sondern aus Wien. Das Kunsthistorische Museum wird nicht weniger als 52 Leihgaben beisteuern, von Tizian über Veronese und Tintoretto bis Canaletto.
Zum 10-Jahres-Jubiläum selbst am 11. Mai (da ist Tag der offenen Tür) wird man venezianische Mehrchörigkeit zu hören bekommen, und am 31. August gibt es ein „Venezianisches Fest“. Dieses als Tribut an den 450. Geburtstag von Markus Sittikus, der öffentliche Feste in venezianischer Art und das italienische Theater nach Salzburg brachte.
Wie jedes Salzburger Kind in der Schule lernt, waren die Prunkräume der Residenz und der Dom Arbeitsstätten von Mozart. In Sachen Musik wird man im DomQuartier künftig vermehrt einschlägige Akzente setzen, kündigt Andrea Stockhammer an. In einem ersten Projektschritt wird eine Musik-Web-App dazu einladen, in den höfischen Musik-Kosmos einzutauchen. Sie ist über die DomQuartier-Website zugänglich und auch via QR-Code abzurufen.
Ab 18. April (dem Welterbetag) wird man in einer interaktiven 3D-Visualisierung die Baugeschichte des Gebäudekomplexes bestaunen können. Da sieht man dann beispielsweise den Dom emporwachsen. Andrea Stockhammer: „Für die Begründung der Welterbewürdigkeit von Salzburg war und ist das heutige DomQuartier von zentraler Bedeutung: Hier war das Zentrum des kirchlichen Stadtstaates, der geistliche und weltliche Macht vereinte. Das DomQuartier ist der authentische Erlebnisort der Repräsentation des geistlichen Fürstentums im Barock.“
Die enge Bindung an den Dom prägt auch das ins DomQuartier eingebundene Dommuseum, das heuer fünfzig Jahre alt wird. Dessen Leiter Reinhard Gratz betont, es sei das einzige Dommuseum in österreich, das tatsächlich in einem Dom (in den Süd-Oratorien) untergebracht ist. Es wird – auch das eine Besonderheit – vom Domkapitel getragen und nicht von der Erzdiözese.
Zum 1200-Jahr-Jubiläum 1974 ist das Dommuseum von Prälat Johannes Neuhardt gegründet worden, später wurde im südlichen Dombogen mit Zustimmung der Erzabtei St. Peter die Kunst- und Wunderkammer neu eingerichtet. Mit dem DomQuartier-Rundgang hat man eine gewisse Konkurrenz bekommen, denn das Stift St. Peter präsentiert seine geistlichen Schätze entschieden vorteilhafter. Dem wird heuer noch nicht gegengesteuert, aber eine Restaurierung der Südoratorien ist bereits geplant. In dieser Zeit wird das Dommuseum in die Nordoratorien übersiedeln, kündigte Reinhard Gratz an.
Gratz verweist auf einige besondere Stücke: vom mutmaßlichen Schwurkreuz der ungarischen Könige aus der Zeit um 1100 und dem mehr als fünfhundert Jahre alten Legatenkreuz, das dem Erzbischof nach wie vor vorangetragen wird, über das Gemälde Versuchung des hl. Antonius von einem Nachfolger des Hieronymus Bosch (um 1500) oder der Madonna aus dem Umkreis Michael Pachers bis zu den staunenswerten Elfenbeintürmchen in der Kunst- und Wunderkammer (Mitte 17. Jhdt.). Am 6. April, dem Jahrestag der Museumseröffnung, wird es spezielle Führungen geben.
Das Stück schlechthin im Dommuseum ist freilich das Rupertuskreuz aus dem 8. Jahrhundert. „Das größte Metall-Kunstwerk aus dem ersten christlichen Jahrtausend“, sagt Reinhard Gratz. Das Rupertuskreuz wird in Wien restauriert, zum Landesfeiertag (24. September) soll dieses für Salzburg ikonenhafte Stück wieder im Lande sein.
Von 8. März bis 6. Jänner nächsten Jahres ist das derzeit geschlossene Salzburg Museum im DomQuartier zu Gast: In den Nordoratorien sind Heilige Orte – Ansichten von Hubert Sattler (1817–1904) zu sehen. Während Johann Michael Sattler – Schöpfer des berühmten Sattler-Panoramas – Veduten von Stadt und Land Salzburg hinterließ, brachte sein Sohn Hubert Sattler von seinen Weltreisen Ansichten mit, die er in großformatigen Werken in Öl umsetzte und zwischen 1840 bis 1870 den staunenden Menschen, für die Reisen undenkbar war, präsentierte. Die Tempelanlage von Yucatan in Mexiko hat Hubert Sattler ebenso besucht wie Mekka oder Baalbek im Libanon. 19 Kosmoramen aus vier Kontinenten wird man bestaunen können.