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Am Anfang ein Museum mit rein gar nichts

HINTERGRUND / RESIDENZGALERIE

04/07/23 Im dritten Obergeschoß des Osttrakts der Salzburger Residenz Bilder unterzubringen: Diese Idee hatte schon der letzte Salzburger Fürsterzbischof, Hieronymus Graf Colloredo (1732–1812). Ganz im Sinne der Aufklärung schwebte ihm eine öffentlich zugängliche Gemäldegalerie vor – und das war sie in diesen Jahren auch. Vor hundert Jahren entstand hier die Residenzgalerie.

Von Reinhard Kriechbaum

Das Ende des Fürsterzbistums brachte nicht nur das Ende dieser Colloredo'schen Galerie. Es wurde auch viel Kunst nach Wien und anderswohin verbracht. Colloredo war ja keineswegs dieser vermeintliche Geizkragen, er hat mehr Kunstwerke erworben als die meisten seiner Vorgänger am erzbischöflichen Stuhl. Wäre es weitergegangen mit dem Fürsterzbistum, dann könnte man in der Residenzgalerie jetzt auch Bilder von Dürer bis Rubens herzeigen. Hat nicht wollen sein.

Tatsächlich beginnt die Geschichte der Salzburger Residenzgalerie, die jetzt Teil des DomQuartiers ist, vor genau hundert Jahren. Und zwar im Wortsinn bei Null. Da wurde die neue Gemäldegalerie eröffnet, mit dem vorgegebenen Profil: Den 1920 gegründeten Salzburger Festspielen sollte eine Institution der bildenden Kunst gegenübergestellt werden – quasi als zweites kulturelles Zugpferd mit internationaler Ausrichtung. Das war ziemlich gewagt formuliert: Schließlich war's ein Museum ganz ohne eigene Bestände.

Die Residenzgalerie wurde also erst einmal mit Leihgaben des Bundes und des Landes Salzburg sowie mit Werken aus Salzburger Stifts-, Kirchen- und Privatbesitz bestückt. Das ergab in den Anfangsjahren eine Mischung von Bildern, Skulpturen, Statuen und Tapisserien.

Ab 1924 begannen die Ankäufe. Unter den ersten Erwerbungen: die beiden barocken Holzfiguren des Hl. Rupert und des Hl. Virgil (ehemals Hans Waldburger zugeschrieben, heute als Werke Lorenz Kreuztalers geltend) sowie das Gemälde Befreiung des hl. Petrus aus dem Kerker von einem Künstler, der im Stil von Johann Heinrich Schönfeld gearbeitet hat.

Hans Makarts Bildnis seiner ersten Frau Amalie, das sich bis zu seinem Tod in seinem Atelier in der Wiener Gußhausstraße befand, wurde 1926 angekauft und erhielt die Inventarnummer neun. Mit der Neuinventarisierung ab 1952, dem Jahr der Wiederöffnung des Museums nach dem Krieg, verpasste man dem Bild allerdings die prominente Nummer eins. Das hatte einen nicht unlogischen Hintergrund: Hans Makart ist schließlich 1840 in der Salzburger Residenz geboren worden.

Das Jubiläum Hundert Jahre Residenzgalerie, das man in diesem Sommer im DomQuartier mit der Ausstellung Von Null auf Hundert begeht, heißt freilich nicht, dass man hier ein Centenarium lang offen hielt: In der Kriegszeit, am 5. August 1939, wurde das Museum geschlossen. Es dauerte mehr als ein Jahrzehnt lang bis zur Wiedereröffnung am 2. August 1952.

Bald darauf hat sich Entscheidendes für dieses Museum getan: 1954/55 kamen Werke aus der hochkarätigen altösterreichischen Adelssammlung Czernin ins Haus. Die Czernin’schen Leihgaben veränderten schlagartig das Profil der Residenzgalerie. Die niederländischen Gemälde des 17. Jahrhunderts, die exzellenten Landschaftsbilder und Genreszenen, die auf höchstem Niveau einen Eindruck von der malerischen Qualität des Kunstschaffens in den Niederlanden bieten, sowie die französische Malerei des 17. Jahrhunderts läuteten eine neue Ära ein.

Seit damals ist auch Rembrandts Mutter das Aushängeschild schlechthin. Aber eben nicht die Inventarnummer eins, die gehört Makarts Ehefrau. Viele der Leihgaben sind unterdessen angekauft, bis 1994 erwarb das Land Salzburg insgesamt siebzig Werke aus der Sammlung Czernin, einen Großteil davon 1980 auf Initiative von Landeshauptmann Wilfried Haslauer senior.

Im gleichen Jahr wurde der barocke Gemäldebestand aus der Sammlung Czernin durch 28 Leihgaben der Wiener Adelssammlung Schönborn-Buchheim vergrößert, die das Spektrum der Barocksammlung um wertvolle flämische Werke erweiterten. Die Czernin‘schen Gemälde, Prunkstücke der Sammlung der Residenzgalerie Salzburg und der Dreh- und Angelpunkt für den internationalen Ruf des Hauses, sind in der Jubiläumsschau das erste Mal in barocker Hängung zu sehen.

Über die Ausstellung „Von 0 auf 100. 100 Jahre Residenzgalerie“ berichten wir nach der Eröffnung am Donnerstag (6.7.) – www.domquartier.at
Bilder: Residenzgalerie (3); dpk-krie (1)

 

 

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