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Flügelhelm, Schnabelkanne – Schatz

SALZBURG MUSEUM / ARCHÄOLOGIE

17/01/22 Es gibt unerfreulichere Nachrichten, wenn an einem Freita- Nachmittag im Mai das Telefon klingelt: Da meldete vor anderthalb Jahren ein Mann aus Neumarkt am Wallersee bei der Salzburger Abteilung Archäologie des Bundesdenkmalamtes einen Fund von Dingen, die ihm interessant schienen.

Die Fachleute, die sich auf den Weg machten, fielen aus allen Wolken: Der Finder hielt drei keltische Großsilbermünzen, zwei glatte Fingerringe und einen massiven Armreif aus Gold in Händen. Archäologische Untersuchung brachten noch 25 Tetradrachmen, zwei verzierte goldene Fingerringe und – das Glanzstück dieses Fundes – einen Halsreif (von Experten Torques genannt) ebenfalls aus Gold zutage.

Ein Jahrhundertfund für Archäologen, vergleichbar mit dem Helm vom Pass Lueg oder der Schnabelkanne vom Dürrnberg. Der Hortfund von Neumarkt am Wallersee, sei eine hochkarätige Bereicherung des spätkeltischen Kulturerbes in Österreich.

„Neben seiner herausragenden Qualität eröffnet der Fund insbesondere durch die genaue Dokumentation seiner Entdeckung und Bergung wertvollste Forschungsgrundlagen für die Kultur der späten Eisenzeit“, hieß es bei einer Presse-Präsentation im Salzburg Museum heute Dienstag (17.1.). Das Salzburg Museum darf sich über diesen Neuzugang jedenfalls freuen. Zu danken hat es den Erwerb dem Museumsverein, der sein Hundert-Jahre-Jubiläum feiert.

 „Als Museumsreferent ist es mir eine große Freude, dass der Fund durch die Ehrlichkeit seiner Finder, die Maßnahmen des Bundesdenkmalamtes, die Bemühungen des Salzburg Museum und den finanziellen Einsatz des Salzburger Museumsvereins nunmehr Teil unserer öffentlichen Sammlungen in Salzburg werden kann“, sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer. Brigitta Pallauf, ist auch Präsidentin Museumsvereins, verweist auf die beidahe 15.000 Mitglieder, ohne deren Unterstützung solche Erwerbungen nicht möglich wären. Damit haben die Salzburger Museumsvereins-Mitglieder wohl ihr Regional-Plansoll erfüllt. (Museumsvereine werden ja in letzter Zeit oft kritisch beäugt, weil ihre Mitglieder dank großzügiger Regelungen weitum freie Eintritte genießen und so möglicherweise mehr Geld kosten, als sie bringen.)

„Als Experte der spätkeltischen Eisenzeit freue ich mich besonders auf die wissenschaftliche Analyse dieses einzigartigen Hortfundes, die wir mit internationalen Kooperationen planen“, sagte Holger Wendling, der Leiter des Fachbereichs Archäologie im Salzburg Museum. Der Schatzfund ähnle europaweit bekannten Deponierungen goldener Schmuckstücke gemeinsam mit Silber- oder Goldmünzen aus den letzten Jahrhunderten vor Christus. Im ostkeltischen Mitteleuropa seien sie jedoch seltener als im Gebiet des ehemaligen Gallien und auf den britischen Inseln. Das macht den Fund für die Archäologie so bedeutsam. Zusammensetzung, Herkunft und Erhaltung des Depots sowie die exakt dokumentierte und archäologisch verifizierte Befundsituation seien nicht nur im Bundesland Salzburg, sondern in ganz Österreich und darüber hinaus einzigartig. Die Objekte sind vermutlich um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. hergestellt und nur wenige Jahrzehnte später vergraben worden.

Wegen wirtschaftlicher, sozialer oder politischer Krisen? „Vielleicht handelt es sich daher um einen unter drohender Gefahr in Zeitnot wenig sorgfältig verborgenen Schatz. Möglicherweise führten aber auch kultische Motive wie eine Opfergabe zur Vergrabung im Boden.“ Dass die 28 Groß-Silbermünzen und der prunkvolle Goldschmuck einer hochrangigen Person gehörten, darf man annehmen. Die Münzprägungen weisen in das Gebiet des heutigen Tschechien und der Slowakei.
Archäologische und archäometrische Analysen sollen nun helfen, offene Fragen zur Herkunft der Objekte, den Motiven und Umständen ihrer Verbergung sowie der spätkeltischen Geschichte in der Region Salzburg zu klären. (Salzburg Museum/dpk-krie)

Der Hortfund von Neumarkt am Wallersee wird nur kurze Zeit, nämlich bis einschließlich 24. Jänner in der Ausstellung „Salzburg einzigartig“ des Salzburg Museums präsentiert. Am Sonntag (22.1.) finden um 10 und 14 Uhr Sonderführungen statt. Anmeldungen telefonisch unter 620 808-723 oder per Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bilder: Salzburg Museum

 

 

 

 

 

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