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Fürs Nachleben „ausgestopft“

HAUS DER NATUR

20/09/22 Beim Namen Excalibur denkt man an das Zauberschwert, das King Arthur mit Bärenkräften aus einem Stein gezogen hat. Den gleichen Namen trug ein Zuchtbulle, dessen Manneskraft also für repräsentativen Rindernachwuchs diente. Damit war's aber noch nicht genug. Excalibur wurde als einem Prachtexemplar seiner Art zu einem präpariertem Weiterleben verholfen.

Früher war die Sache klar zu benennen: Tiere wurden „ausgestopft“. Im günstigsten Fall hat die Sache gut funktioniert, im schlechteren hat sich allerlei gefräßiges Getier breit gemacht in den mit Sägespänen oder anderem sehr gewöhnlichem Material gefüllten Bälgen. Dann war's gelegentlich geschehen ums repräsentative Schaustück.

Dem Stier Excalibur kann das posthum nicht widerfahren. In der neuen Sonderausstellung Ist das echt? Die präparierte Welt im Haus der Natur kann man dem bayerischen Präparator Dieter Schön quasi über die Schulter schauen. Von der Beobachtung des lebenden Tieres bis hin zum Überziehen der gegerbten Haut über den maßgefertigten Kunstkörper sind die zahlreichen Einzelschritte detailliert beschrieben werden. Das Ergebnis dieser Arbeit, die auch bildhauerische, also künstlerische Fähigkeiten erfordert, lässt einen mit neuen Augen auf das Prachtvieh schauen.

Von „ausgestopft“ ist also heutzutage keine Rede mehr. Neue Materialien und Techniken haben in die Werkstätten Einzug gehalten. Was in diesem Metier State of the art ist, das kann man in der Schau Ist das echt? Die präparierte Welt bestaunen. Auf einem Bildschirmist die Präparation eines Turmfalken zu verfolgen, bei einer Audiostation erfährt man etwas über das Berufsbild Präparator.
Die Frage „Ist das echt?“ höre man im Haus der Natur regelmäßig, berichten die dort arbeitenden Museumsleute und berichten von Gästen, die staunend vor einem Tierpräparat stehen und überlegen, was daran denn wirklich „echt“ sei. Die neue Sonderausstellung gibt detaillierte Einblicke in Handwerk und Kunst der Präparation – von den Anfängen des einfachen Konservierens und „Ausstopfens“ bis hin zur meisterhaften Gestaltung naturnaher, lebensechter Exponate und Modelle.

Schon im alten Ägypten wurden Menschen und Tiere mumifiziert. In Europa fördert das in der Renaissance aufkommende Interesse an Anatomie die Entwicklung diverser Konservierungs- und Präparationsmethoden. Als im 16. Jahrhundert der weltweite Austausch von Handelsgütern einen ersten Höhepunkt erlebte, wurden exotische Naturobjekte in „Kunst- und Wunderkammern“ präsentiert. So kamen etwa im Jahr 1522 mit dem einzigen Schiff aus Magellans Flotte, das die Weltumsegelung vollendete, fünf Paradiesvögel nach Europa. Einer von ihnen wurde für den Erzbischof Matthäus Lang von Wellenburg angekauft und kam so nach Salzburg.

Im 18. Jahrhundert etablierte sich ein neuer Berufszweig: die „Ausstopfer“. Mit der Katalogisierung der Natur im 18. und 19. Jahrhundert stieg auch das Interesse an systematischen naturkundlichen Sammlungen. Man begann Arsenik als Konservierungsmittel einzusetzen, wodurch die Präparate deutlich länger haltbar blieben. Aus den Wunderkammern an den europäischen Höfen gingen letztendlich die heutigen Museen hervor.

Die Herstellung von Präparaten war und ist dem Zeitgeist unterworfen. Wie Tiere dargestellt werden, entspricht immer dem aktuellen Wissenstand. Gorillas etwa wurden erst um 1850 entdeckt, Schilderungen von aggressiven, aufrecht laufenden wilden Riesen wurden verbreitet, und solchen Erwartungen entsprechen natürlich auch die damaligen Präparate. Keine Spur von „lebensecht“. Den Präparatoren standen ja nur der Schädel sowie die mehr oder weniger gut konservierte Haut zur Verfügung. Aus wenigen Abbildungen mussten sie den Körper, seine Haltung und Mimik entwerfen. Anhand eines Gorillapräparates von 1927 sowie zahlreicher historischer Fotos kann man sich davon ein Bild machen. Ein gewisses Misstrauen ist also angebracht, weil letztlich in diesem Metier nicht nur profunde Kenntnis der Biologie und großes handwerkliches Geschick gefragt sind, sondern auch Kreativität. Ein Spezialbereich: Wie stellt man Tierskelette „richtig“ auf?

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl an Meisterwerken der Präparationskunst, darunter die Kopfmontage eines Japanmakaks von Peter Morass. Damit ist er bei einem Fach-Wettbewerb 2004 Europameister geworden. Auch für zwei Mäusebussarde, die sich um Fallwild streiten, hat Peter Morass einen Preis eingeheimst, so wie Charlotte Klein für einen Bartaffen und Christian Blumenstein für eine Gelbhalsmaus auf Heldbock-Holz. Natürlich kommt auch in Museen der 3D-Druck immer mehr zum Einsatz. In der Ausstellung kann man am Modell einer Zartschrecke von Klaus Leitl die Schritte bis zum fertigen Objekt im Detail nachvollziehen.

Spannend ist die Geschichte, wie Quastenflosser ins Haus der Natur kamen. Man hielt diese „urzeitlichen“ Fische für ausgestorben, bis sie im Jahr 1938 und ein zweites Mal 1952 afrikanischen Fischern ins Netz gingen. Bereits 1954 kam ein Abguss eines Quastenflossers ins Haus der Natur, 1974 erwarb das Museum dann ein in Formalin eingelegtes Nasspräparat, das später zur Dermoplastik umpräpariert wurde. (Haus der Natur/dpk-krie)

Sonderschau „Ist das echt? Die präparierte Welt“ – www.hausdernatur.at
Bilder: Haus der Natur / Preschl (1); Caputo (4)

 

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