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Magnet mit Pelikan

MUSEUM DER MODERNE MÖNCHSBERG / MAX ERNST

11/06/10 Mord und Totschlag, Ur-Angst und Archetyp,  Folter und Perversion - die Sujets sind ebenso beunruhigend, wie faszinierend. Seltsam, dass ausgerechnet mit dem nachtseitigen Collageroman „Un semaine de bonté“ im Paris des Jahres 1934 eine Wohltätigkeitsaktion unterstützt worden ist. Geschichten, wie sonst nur Traum und Alptraum sie zu erzählen wissen...

Von Heidemarie Klabacher

Schwerpunkt der geradezu überwältigenden Schau im Museum der Moderne Mönchseber sind Max Ernsts grafische Blätter und Zyklen, die oft in Vorbereitung für seine illustrierten Künstlerbücher entstanden sind. „Albtraum und Befreiung. Max Ernst in der Sammlung Würth“ zeigt diese Werkgruppen in noch keiner Ausstellung erreichten Fülle. Der Eindruck sich schlichtweg überwältigend.

Die Werkpräsentation gibt einen Überblick über alle Schaffensphasen des Dadaisten und Surrealisten, der zu den anregendsten und einflussreichsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts zählt. Seine verwirrend-verstörenden surrealen Bildwelten haben Generationen von Künstlern beeinflusst. Die Auswahl reicht von seinen frühen Arbeiten aus der Kölner Dadazeit 1921, über seine nach der Emigration 1941 entstandenen Arbeiten aus den USA bis zu jenen Werken, die nach seiner Rückkehr 1953 bis 1976 in Frankreich entstanden sind.

Im Zentrum der Ausstellung also das Buch und der Collageroman. Das Prinzip der „Collage“zieht sich durch alle Phasen des stilistisch, technisch und thematisch extrem vielseitigen Max Ernst. In seinen zum Teil erfundenen biografischen Notizen beschreibt der Künstler wie er, an einem regnerischen Tag am Rhein 1919, zu dieser Technik der Kombinatorik findet: das scheinbar sinnlose Nebeneinander und die Widersprüchlichkeit von Abbildungen in einem Lehrmittelkatalog erwecken in ihm einen halluzinatorischen Eindruck. Das Kombinieren wesensfremder Gegenstände entwickelte er zur  „Kunst der Collage“ . Niederschlag fand diese Technik in den Klebecollagen der frühen 1920er Jahre, aber auch in seinen Gemälden, Grafiken und Skulpturen. Groteskes, Bizarres, Irrationales verbindet scheinbar nicht Zusammengehöriges zu Scheinzusammenhängen: Gesichten wie sonst nur Traum und Alptraum sie zu erzählen wissen.

In seinen Collageromanen der 1930er Jahre gibt er sich bewusst als Antimodernist, indem er die mit der Patina des Vergangenen behafteten Abbildungsvorlagen aus naturwissenschaftlichen Zeitschriften, Trivialromanen und Verkaufskatalogen des 19. Jahrhunderts zu Bildgeschichten collagiert: zu sehen sind etwa altAbbildungen „La femme 100 tetes“ aus 1929, „Das Kamelienmädchen. Ein Traum“ aus 1939 oder eben „Une semaine de bonté“ aus 1934.

Nicht weniger geheimnisvoll - aber deutlich weniger von archetypischen Urängsten geprägt - ist dagegen etwa das Mappenwerk „Maximiliana oder die illegale Anwendung der Astronomie“ aus 1964. Hier hat Max Ernst mit dem Typographen und Herausgeber Illia Zdanevich, genannt Iliazd, zusammengearbeitet. Graphische, schein-kalligraphische und typographische Elemente ergeben Blätter von ungeheurer Sogwirkung. Was ausschaut wie islamische Kalligraphie sind verschlungene beinah figürliche Elemente, eine Art „Geheimschrift“. Glasklare Zeichen setzt dagegen Iliazdalt. Der Hintergrund dieser Blätter: Das Schicksal des deutschen Astronomen Ernst Wilhelm Leberecht Tempel, der seine Wissenschaft ohne Segen und Stempel einer Universität ausübte…

Die Ausstellung zeigt die komplette Kollektion der Werke des Sammlers und Unternehmers Reinhold Würth, die als eine der größten privaten Sammlungen Max Ernsts überhaupt gilt. Der ausgewiesene Max Ernst-Spezialist Werner Spies hat die Auswahl für die Sammlung Würth zusammengetragen. Für die Präsentation in Salzburg konnte das MdM SALZBURG die Privatsammlung durch weitere Gemälde und Skulpturen aus internationalen Museen wie aus privatem Besitz ergänzen.

Bis 3. Oktober. www.museumdermoderne.at
Bilder: MDM

 

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