638 Friends auf Facebook und barocke Gartenlust
BAROCKMUSEUM / DANREITER
10/06/10 "Wir haben schon 638 Friends und jeder kriegt eine Blume." Eine echte wohlgemerkt, keine virtuelle! Die Blumen - Sorten, die es schon zu Danreiters Zeiten gegeben hat - blühen entlang der Mauer im Mirabellbarten. „Viele Fans haben ‚ihre’ Blume einem Freund oder einer Freundin gewidmet… Das Barockmuseum ist damit endgültig im 21. Jahrhundert angekommen."
Von Heidemarie Klabacher
Um Blumen geht es ja auch - indirekt zumindest - in der Sonderschau „Danreiter 2010 - Genie und Gärtner Salzburgs“ im Barockmuseum. 1720 wurde der Mirabellgarten nach Plänen des Gartenarchitekten Franz Anton Danreiter gestaltet. „Die Beetgestaltung ist bis 1771 gleich geblieben. Das spricht für Salzburg, dass man so auf Tradition hält und fünfzig Jahre lang denselben barocken Garten bestehen lässt“, sagte Regine Kaltenbrunner, die Direktorin des Barockmuseums heute Donnerstag (10.6.) bei der Pressepräsentation.
Irgendwann ist aber auch dieser Garten „unmodern“ geworden. Die jüngere Vergangenheit, besonders die 1950er und 1960er Jahre waren „Zeiten der Ratlosigkeit im Umgang mit historischen Gärten“, so Stadtgartenamtsleiter Wolfgang Saiko. „Im Mirabellgarten wuchsen Krauthäuptel, in Hellbrunn dachte man allen Ernstes an die Errichtung einer Bungalow-Anlage…“
Heute sei die zentrale Frage: „Behandeln wir den Garten momentan richtig. Ein barocker Garten ist ja ein lebendiges Kunstwerk.“ Da gelte es, die Geschichte des Gartens zu erforschen - teils mit archäologisch-„kriminaltechnischen“ Methoden - und zu erkennen, „wann der Garten besonders toll ausgeschaut hat“. Für den Mirabellgarten war das eben der Mirabellgarten a la Danreiter. „Es ist davon noch so viel vorhanden, dass sich die Rekonstruktion lohnt“, so Saiko. Das Stadtgartenamt hat ja schon 2000 angefangen, die vier Rabatten um den zentralen Brunnen nach historischem Vorbild zu gestalten. Derzeit laufen die zu einer Renovierung/Rekonstruktion nötigen Verfahren.
Bis dahin kann man aber den Originalzustand im Barockmuseum studieren - anhand der Originalstiche und Entwürfe von Danreiter - und beim Blick aus dem Fenster mit der Gegenwart vergleichen.
Die derzeitigen Eisblumen- oder Stiemütterchen-Beete im Mirabellgarten ranken sich nach Entwürfen von Stadtgärtner Leopold Glitschnig, der in den 1960er-Jahren mit einem barockisierenden Entwurf der „Gstättenbildung“ wehrte. Ihm verdanken also die tausenden Touristen und die Salzburger die derzeitige, wenn auch nicht barocke, so doch liebevoll angelegte Pracht…
Anlässlich des 250. Todesjahres zeigt das Salzburger Barockmuseum mit Unterstützung des Salzburg Museums die erste umfangreiche Ausstellung zum Leben und Werk von Franz Anton Danreiter (1695-1760). Dieser betreute als hochfürstlicher Garteninspektor alle erzbischöflichen Lust- und Küchengärten, die dazugehörigen Bauten und alle Brunnenanlagen in der Stadt Salzburg. Das ist aber nicht so sehr im Bewusstsein der Salzburgerinnen und Salzburger verankert, wie die berühmten Stadtansichten von Franz Anton Danreiter.
Danreiter wurde am 9. Dezember 1695 im Salzburger Dom getauft. Nach dem Gymnasiums und der Universität nahm er das Angebot des Salzburger Fürsterzbischofs Franz Anton Harrach an, in die Gärtnerei zu wechseln. Harrach finanzierte eine achtjährige Studienreise durch das damalige Österreich, Sachsen, Holland und Frankreich. Ziel war es, einen Eindruck von den neuesten künstlerischen Entwicklungen der Gartenkunst zu verschaffen und einschlägige technische Kenntnisse zu gewinnen: im Zeichnen, in der Botanik, der Gartenpflege und der Brunnenkunst.
Zurück in Salzburg wurde Danreiter hochfürstlicher Garteninspektor. Er diente fünf Salzburger Fürsterzbischöfen. Er zeichnete Gartenentwürfe und übersetzte das als Gartenbibel angesehene Buch „La Théorie et la Pratique du Jardinage“ von 1713 und wurde damit zu einem wichtigen Vermittler französischer Gartenkunst in die deutschsprachigen Länder. Danreiter erstellte umfangreiche Garteninventare für den fürsterzbischöflichen Hof und war als Planer und Architekt für den Neubau der St. Sebastianskirche in der Linzergasse tätig (1753). Dort sind er und seine Familie - alle zehn Kinder starben vor dem dritten Geburtstag - begraben. Das Grab gibt es leider nicht mehr.
In der Ausstellung im Barockmuseum wird der hochfürstliche Garteninspektor als Künstler, als „Porträtist“ Salzburgs, als Erfinder und Schöpfer aufwendiger Beetgestaltungen und als Gartentheoretiker gewürdigt. Gezeigt werden Veduten-Vorzeichnungen, Stiche, kolorierte Stiche , Tuschpinselzeichnungen und Archivalien.
Besonders spannend ist die direkte Gegenüberstellung der historischen Ansichten und heutigen Fotos. „Es war gar nicht immer leicht, auch nur den Standort ausfindig zu machen.“