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Teilnehmende Beobachterin

MdM RUPERTINUM / LISL POGNER

04/12/18 Der in Wien lebenden Fotokünstlerin Lisl Ponger widmet das Salzburger Rupertinum eine große Einzelausstellung. Der Grund dafür ist, dass sie im Vorjahr den Otto-Breicha-Preis für Fotokunst erhalten hat.

Von Werner Thuswaldner

Mit dieser Auszeichnung wird einerseits die Künstlerin geehrt, andrerseits an das vielfältige Engagement Otto Breichas erinnert, der in der Gegenwartskunst, speziell in der künstlerischen Fotografie als Förderer und unermüdlicher Anreger wertvolle Impulse gesetzt hat.

Lisl Ponger gehört zu jenen Künstlerinnen und Künstlern, die neugierig auf die Hervorbringungen anderer Kulturen waren und sind. Sie hat ihr eigenes, fiktives Museum namens „MulKul“. Das Fundstücke aus ganz verschiedenen Bereichen versammelt. Ein paar Beispiele sind in der gegenwärtigen Schau zu sehen. Etwa eine Reihe überaus langgestreckter menschlicher Figuren, die sofort an Giacometti denken lassen. Lisl Ponger hat das Objekt im Souvernirladen eines Flughafens entdeckt.

Die Art, wie sich Kolonialherren aber auch berühmte Künstler mit „tribal art“ beschäftigt haben, interessiert Lisl Ponger ganz besonders. Aber auch die touristische Verbreitung von Stammeskunst, die durch die Fernreisen angekurbelt wird. Der touristische Blick auf diese Kunst reicht ihr aber nicht. Sie nimmt den Standpunkt einer „teilnehmenden Beobachterin“ ein. Wenn sie etwa Motive aus der mexikanischen Kultur thematisiert, taucht sie zunächst tief darin ein und lebt Monate lang im Land. Dann erschließen sich ihr eine Fülle von Bezügen, die in ihren komplexen Bildern sichtbar werden: Die Rolle der spanischen Eroberer ist ebenso ein thematisches Element wie die Ausdrucksformen indigener Völker. Die Art ihrer Auseinandersetzung verhält sich kritisch zu Verfahrensweisen der Ethnologie, die vielfach von einem Überlegenheitsstandpunkt ausgeht. Eine Spur Ironie lässt sich in der Schau durchaus finden, etwa wenn Karl May in der Kostümierung Old Shatterhand auftritt.

Die Ausstellung umfasst Werke von Lisl Ponger vom Ende der 1960er Jahre bis heute. Die frühen Schwarz-Weiß-Fotos von der damaligen Tristesse des Naschmarkts gehören zum Eindrucksvollsten der Schau. Das Fremde hat Lisl Ponger auch immer wieder in Wien gefunden.

Die Hängung der Bilder verweist auf ihre intensive Arbeit als Filmkünstlerin, die in der Ausstellung entdeckt werden kann.

Bis 24. März 2019 im Museum der Moderne/Rupertinum – www.museumdermoderne.at
Bilder:Museum der Moderne

 

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