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Jesus als Erwachsenenbildner

DOMQUARTIER / TROGER, ROTTMAYR, KREMSER SCHMIDT

23/02/17 Maria steht da und vergießt ob der klugen Rede des Knaben Jesu im Tempel ein paar Tränen der Rührung. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten machen große Augen. Die ehrwürdigen Alten bekommen gerade eine Lektion in Sachen lebenslanges Lernen.

Von Reinhard Kriechbaum

Diese hübsche Szene aus der Erwachsenenbildung in biblischer Zeit hat Johann Michael Rottmayr (1654-1730) gemalt. Die Schau im Nordoratorium des Domes heißt im Untertitel „Bildgeschichten für Salzburg“. Also sind wir Betrachter wohl aufgefordert, uns solche Geschichten dazu auszudenken. Bei Rottmayr fällt das ganz leicht. Wer wünschte sich nicht einen so nett dreinblickenden Großvater, wie er in der Gestalt Gottvaters die Immaculata im Himmel willkommen heißt? Mit so einem Gott ist man schnell per Du. Ihre liebe Not haben aber die Figuren am unteren Rand des Bildes. Die Sünder, durch schwarze Schlange und Evas Apfel gekennzeichnet, werden von einem wackeren Engel mit der Lanze gepiesackt. Und die Damen, die durch Pfau und Gesichtsmaske als eitel und falsch ausgewiesen sind, haben auch schlechte Karten angesichts der erb-unschuldigen Maria.

Die Schau spiegelt anhand dreier prominenter Namen, Paul Troger, Johann Michael Rottmayr und Johann Martin („Kremser“) Schmidt den Barock in Salzburg. Sie war (etwas umfangreicher) zuvor im Pariser Louvre zu sehen. Es wird klar, dass im Lauf des 18. Jahrhunderts einige der Besten aus der österreichischen Barock-Kunstgeschichte am Ort tätig waren. Paul Troger, aus Südtirol stammend, hat sich mit dem Kuppelfresko in der Kajetanerkirche für weitere Aufgaben empfohlen. Rottmayr (aus dem nahen Laufen stammend) hat die Dreifaltigkeitskirche freskiert. Beide haben ihr Handwerk in Italien gelernt. Man muss sich vergegenwärtigen, dass damals auch Fischer von Erlach in Salzburg Kirchen baute. Die Besten waren also greifbar für die kirchlichen Auftraggeber, waren sich nicht zu schade für Salzburg, obwohl sie in den Klöstern im Donauraum und in Wien auch sehr gefragt waren.

Der Kremser Schmidt war ein Glücksgriff der Geistlichkeit von St. Peter. Mit dem Ort Krems und der Wachau verbanden die Benediktiner vor allem die Weingüter, und mit einer Weinladung muss wohl auch Johann Martin Schmidt mitgekommen sein. Er werkte dann 25 Jahre lang für St. Peter. Nur zwei Altarblätter in der Stiftskirche stammen nicht von ihm! Übrigens: Der langlebige Kremser Schmidt (1718-1801) hat Mozart um zehn Jahre überlebt, obwohl er gut anderthalb Generationen älter war als dieser. Das Tagebuch des Abtes Dominicus Hagenauer mit dem Eintrag von Schmidts Ableben ist zu sehen.

Als funktionell für die Ausstellung haben sich die Halterungen für die Beleuchtungskörper erwiesen: In diesen kreisförmigen Schienen, die aussehen wie überdimensionale Stickrahmen, konnte man jetzt praktischerweise Reproduktionen der Salzburger Kuppelfresken von Rottmayr und Troger aufspannen. „Alle Bilder sind für die Schau restauriert worden“, erklärt Regina Kaltenbrunner vom Salzburg Museum. Das ist am Beispiel der „Immaculata“ auch auf Videoscreen dokumentiert. Anregend ist auch ein Stadtplan, dem man entnehmen kann, wo in der Stadt überall sich Werke der drei Künstler finden.

Als weltliche Ergänzung zu den Bildern voller Heiliger hätte man ja auch das „Türkenstechen“ (das Deckenfresko im Karl-Böhm-Saal, der ehemaligen Winterreitschule) von Rottmayr/Lederwasch in Reproduktion zeigen können. Dann sähen alle, wie herzerfrischend christlich man damals mit den Muselmännern umgegangen ist.

Troger, Rottmayr, Kremser Schmidt – Bildgeschichten für Salzburg. Bis 15. Oktober im DomQuartier (Nordoratorium des Doms) – www.domquartier.at
Bilder: dpk-krie

 

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