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Raum und Natur

STADTGALERIE LEHEN / BILD.RAUM

18/07/16 Roh, rau, aufrecht, gleichsam aus dem Boden wachsend stehen Barbara Reisingers Holzstelen im Raum. Zugleich verkörpern die Skulpturen das absolut Andere, das Fremde und zugleich Wirkliche in der gesamten Ausstellungsszenerie.

Von Ulrike Guggenberger

Natürlich gewachsene Eichen- und Buchenbaumstämme hat Barbara Reisinger Lehen in die Stadtgalerie aus dem Wald geholt. Natur, angesiedelt im Kunstraum. Die schwarz geflämmten Holzstämme verbreiten eine zauberhaft anmutende, zum Tasten und Fühlen verlockende, vielleicht als haptisch erdhaft empfundene geheimnisvolle Atmosphäre. Es sind ihrer Einige, die sich da zu einem lockeren Kreisgefüge im Raum sammeln. Ihren Abschluss finden die Stämme jeweils in einem aus rohem Ton geformten und gebrannten schmalen zylindrischen Körper. An diesem Punkt verbindet sich Natur mit Kultur. Eine minimalistisch-sensible, ausdrucksstarke Arbeit, ästhetisch in ihrer Erscheinung, bar jeden Überflusses, bar jeden Erklärungsbedarfes.

Die Salzburger Künstlerin bedient sich unterschiedlicher Medien. Barbara Reisinger ist Lehrbeauftragte für Kunst und Gestaltung am Mozarteum in Salzburg und in Linz. Über ihre künstlerischen Tätigkeit sagt sie: „Ich reagiere mit meinen Arbeiten auf Anforderungen und Themen, die mir wichtig sind.“

Ilse Haider, in Salzburg geboren, lebt und arbeitet in Wien, ihre Herangehensweise an das Thema ist eine andere. Ihre Medien sind Film und Fotografie. In vielen ihrer Arbeitsprozesse erweitert sie ihre fotografischen Blätter ins Skulpturhafte. Trägermaterialien sind Holzpaneele und Peddigrohrgeflechte. Ilse Haider erschafft in ihren fotografischen Bild-Objekten Raum mittels Materialität. Biografien regen die Künstlerin an, sind oft Ausgangsmaterial. Bereits in ihren frühen Arbeiten beschäftigte sie sich mit räumlichen und fotografischen Themen. Von jeher von der amerikanischen Foto-Künstler Persönlichkeit Eadweard Muybridges fasziniert, kreisen ihre Arbeiten um die Themen, „Rolle der Geschlechter“, „Soziale Gefüge“. In ihrer persönlichen Technik der Eröffnung eines Sehraumes zeigt sie Bilder wie die Szene zweier sich küssender Frauen und etwas im Abseits einen Mann in aggressiver Haltung. Es geht ihr darum, Bilder zu zeigen, die sich heute wie zu Muybridges Zeiten in ihren Inhalten kaum verändern. Dabei lässt sie dem Betrachter jede Freiheit im Sinne „Der Betrachter sieht was er sieht!“ Ilse Haider arbeitet nicht konzeptuell, sondern intuitiv.

Reinhard Mlineritsch lebt in Salzburg. Er kommt ursprünglich aus der Wirtschaft, entschied sich jedoch für seine Leidenschaft, die Großbildfotografie. Er ist Mitarbeiter im Fotohof. Mlineritsch schafft Vorstellungsräume für Prozesse der Natur. Er arbeitet hauptsächlich in Schwarz-Weiß, seit 2012 gelegentlich in Farbe. Beginn und Verfall, Aufbau und Zerstörung, das beobachtet er und entdeckt auf seinen Streifzügen eigenartige, sich natürlich entwickelnde Veränderungen. Beispiele sind etwa ein verfallender Baum inmitten eines Sees – noch, oder schon während des Verfallsstadiums, bilden sich neue Äste und Blätter an ihm. Viele der Aufnahmen von Mlineritsch zeichnen sich durch ihren geheimnisvollen Charakter aus. Mlineritsch arbeitet in seiner individuellen Technik mit einer Linhof Großbildkamera und entwickelt die Filme selbst. In der Ausstellung ist auch seine Serie aus Lanzarote, 2012, zu sehen. Verlassenen Siedlungen und Geisterstädte werden von der Natur wieder zurückerobert. Mlineritsch produziert manchmal nicht mehr als zwanzig bis dreißig Bilder im Jahr. Er arbeitet in Ruhe und mit Bedacht, sucht sich aus, was ihn interessiert. „Jedes Bild ist ein Selbstporträt von mir“, ist sozusagen Malerei mit anderen Mitteln oder anders ausgedrückt: malerisch.

Bis 22. Juli in der Stadtgalerie Lehen – www.stadt-salzburg.at
Bild: Stadtgalerie Lehen

 

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