Aus der ganzen globalisierten Kunstwelt
INTERNATIONALE SOMMERAKADEMIE FÜR BILDENDE KUNST
12/07/16 „Globale Akademie?“ ist der Titel eines Langzeitprojekts der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg, das sich mit der Zukunft der Akademie beschäftigt. Die Sommerakademie beginnt in einer Woche (18. Juli) mit den ersten acht von insgesamt 22 Kursen. Sie dauert bis 27. August.
Die Lehrenden sind alle im globalen Kunstbetrieb als Künstlerinnen und Künstler, Kritiker oder Kuratoren erfolgreich und bringen ihre Erfahrungen, die sie in Ägypten, Argentinien, Brasilien, Frankreich, Ghana, Griechenland, Großbritannien, Marokko, Pakistan, Palästina, Polen, Russland, Spanien, den USA und natürlich auch in Österreich und Deutschland
gemacht haben, in ihre Lehre ein. Sie werden wieder mit Studierenden aus mehr als fünfzig Ländern zusammenarbeiten, und es wird nicht zuletzt um die Frage gehen, wie Kunst in einer globalen Welt definiert wird, welche Rolle ihr in der Gesellschaft zugeschrieben wird, welche sie für sich selbst beansprucht.Schließlich: Ob und wie kann Kunst lokal wirksam und global verständlich sein?
„Wir setzen den Schwerpunkt 'künstlerische Techniken' fort“, erklärt Sommerakademie-Leiterin Hildegund Amanshauser. Im Kurs von Imran Qureshi werde erstmals in der Geschichte der Sommerakademie Miniaturmalerei und zeitgenössische Kunstpraxis gelehrt. Qureshi führt seine Studierenden in die alte und in Europa wenig bekannte Kunsttechnik der Miniaturmalerei ein, deren Tradition heute noch in Indien und Pakistan gepflegt wird. Dabei werden die Studierenden auch lernen, wie das Papier, die Pinsel und die Farben selbst gemacht werden.
Aaron Angell wiederum wird die Teilnehmenden mit verschiedenen keramischen Techniken bekannt machen. Auch sie werden lernen, wie man Glasuren selbst mischt, einen einfachen Ofen selbst baut – allerdings nicht, wie man mit einer Töpferscheibe umgeht.
„Transkulturelles Lernen fand an der Sommerakademie schon immer statt“, so Hildegund Amanshauser. Doch Methoden und Inhalte der Sommerakademie haben sich logischerweise weiterentwickelt. „Kamen die Lehrenden und Studierenden zunächst aus Westeuropa und Nordamerika, stammen sie heute tatsächlich aus der ganzen globalisierten Kunstwelt.“ Die Möglichkeit einer globalen Vernetzung der Lehrenden und Studierenden, die daraus folgt, bilde ein wichtiges Fundament des Erfolgs der Internationalen Sommerakademie, hebt die Leiterin hervor. Das Projekt „Globale Akademie?“ sei auf mehrere Jahre angelegt und beschäftigt sich damit, wie Kunst global gelernt und gelehrt wird. Erster Schritt dieses Langzeitprojekts ist die Tagung unter demselben Titel, die am 5. und 6. August in Salzburg stattfindet. „Sie baut auf unser 2011 veranstaltetes Symposium 'Globalkunst' auf.“ Die Konkurrenz schläft nicht, aber man kann ihr auch was abschauen: „Die hohe Qualität und Professionalität der unterschiedlichen Workshops, Schulen und Akademien, die im Laufe der letzten Jahre auf der ganzen Welt gegründet wurden, bieten ein gutes Bild davon, was alles möglich ist. Die vorwiegend selbstorganisierten, nicht-akademischen Aus- und Weiterbildungsinstitutionen, die einzig aufgrund des enormen Engagements der Beteiligten funktionieren, können mit ihren winzig dimensionierten Verwaltungsstrukturen und einem innovativen Potential als Vorbilder für die zukünftige Entwicklung der Sommerakademie gelten.“
Anders als in den vergangenen Jahren gibt es heuer keine Mittagsgespräche auf der Festung Hohensalzburg. „Unsere Lehrenden werden sich in diesem Jahr in Kunstgesprächen in verschiedenen Salzburger Kunstinstitutionen – Galerie im Traklhaus, Fotohof, Museum der Moderne und vor allem in der Galerie 5020 - vorstellen.“ Meist werden es zwei Lehrende an einem Abend sein, die ihre Arbeiten präsentieren, um anschließend darüber zu diskutieren.
Die Stadtspaziergänge gelten diesmal dem Thema „Fernweh“. Man wolle Orte aufsuchen, an denen Fernweh in der Stadt Salzburg sichtbar wird. „Sehnsucht nach einer fernen Wirklichkeit kann ebenso von einem Klostergarten (Hortus Conclusus) repräsentiert werden wie von einem Artist in Residence-Programm an vielen fernen Stationen, einem englischen Garten oder einer Sammlung asiatischer Textilkunst.“
Göksu Kunak wird während der gesamten Dauer der Sommerakademie das Geschehen beobachten, reflektieren und diskutieren und einen Blog mit täglichen Einträgen gestalten. Sie lebt als Autorin, Bloggerin und Kuratorin in Berlin.
Tage der offenen Türen gibt es nicht nur am Ende der Kursperioden,sondern in unterschiedlichen Ateliers an jedem Freitagnachmittag.