Vielfalt und Vernetzung
HINTERGRUND / 30 JAHRE ARTISTS IN RESIDENCE
12/05/16 Seit dreißig Jahren läuft der von der Stadt Salzburg betriebene Austausch für und mit Bildenden Künstlerinnen und Künstlern mit dem Programm AIR – kurz für „artists in residence“. Vor zehn Jahren kam als zweite Säule das Wissenschaftsprogramm SIR – scientist in residence – dazu.
Von Cay Bubendorfer
Unlängst wurde aus diesem Anlass eine Jubiläumsausstellung im Museumspavillon eröffnet. Eine Reihe von Gästen auch aus dem Ausland war zu dem Anlass gekommen. Über die stetig wachsende Zahl von künstlerischen Kontakten freut sich Martin Chidiac vom Kulturamt der Partnerstadt Dresden. „Gerade jetzt präsentiert der Fotohof den Salzburger Fotografen Andrew Phelps in einer Ausstellung bei uns in Dresden. Und in der Künstlerpension, wo unsere Gäste während der Residency wohnen, gibt es mittlerweile ein „Anton-Drioli-Zimmer“. Schon seit 1979 laufe der rege Austausch, inzwischen verfüge die Stadt Meran bereits über zwei Gastateliers, berichtet Eva Bauer von der Kulturverwaltung der Partnerstadt Meran.
Dass die Anfänge der heute bestens etablierten Kontakte reichlich kompliziert waren, daran erinnert Brigitte Lindner. Als Mitarbeiterin im Salzburger Kulturamt in den 1980er Jahren hat sie den Grundstein für das Austauschprogramm gelegt: „Für den Kontakt und Austausch mit Dresden war zu dieser Zeit ein hoch aufwendiges politisches Protokoll notwendig, auch für Meran mussten die internationalen protokollarischen Regeln beachtet werden. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.“
Martina Greil, Projektleiterin des AIR-Programms in der Kulturabteilung der Stadt, kann das bestätigen. „Wir arbeiten auf Augenhöhe und Gegenseitigkeit mit allen Partnereinrichtungen zusammen.“ Dabei hat man über die Jahre auch immer ein „gutes Händchen“ bewiesen: Lena Bosch zum Berispiel, damals in Regensburg beheimatet, war eine der ersten Gastkünstlerinnen im Atelier der Stadt im Künstlerhaus. Sie hat sich für Salzburg als Wohnort entschieden und gehört zur anerkannten Szene für bildende Kunst.
Spannend auch, dass Brigitte Kowanz (Biennale-Vertreterin 2017) schon als junge Künstlerin 1990 als Artist in Residence ins Stadtatelier eingeladen war. Auch der Meraner Fotograf Christian Martinelli (derzeit im Fotoforum West Innsbruck mit seinen „Cube Stories“ in einer Soloschau präsent) hat 2010 in Salzburg gearbeitet.
Während der Austausch im Bereich Bildende Kunst hauptsächlich über Aufenthalte in Gastateliers organisiert ist, werden im 2006 eingerichteten Wissenschaftsprogramm SIR vor allem Stipendien vergeben. Dabei kooperiert die Kulturabteilung mit Salzburger Einrichtungen, die auch für Vernetzung und Öffentlichkeit der „Gastforschung“ sorgen. Partner für die Wissenschaft sind u.a. die Robert Jungk Bibliothek für Zukunftsforschung, das Stefan Zweig Centre, das gendup Zentrum der Universität, das Literaturarchiv und das Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte. Darüber hinaus wird gemeinsam mit dem Literaturhaus jährlich das H.C. Artmann Stipendium an einen Stadtschreiber oder eine Stadtschreiberin vergeben.