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… und die tiefere Bedeutung

SOMMERAKADEMIE FÜR BILDENDE KUNST

15/07/15 Möglicherweise wird es aufschlussreich sein, ab kommender Woche (20.7.) auf der Website der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst den Blog anzuklicken. Da hat man nämlich einen deutschen Journalisten und Sozialanthropologen eingeladen, täglich zu beobachten, zu kommentieren.

Mal abwarten, was Rafael Dernbach, dem „Blogger in residence“, auffallen wird. An Materialsollte esnicht mangeln bei 330 Studierenden und 21 Kursleiterinnen und Kursleitern. Am kommenden Montag, 20. Juli beginnt die Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg mit den ersten sechs Kursen. Sie dauert bis 29. August.

„Wir haben mit heutigem Datum insgesamt 330 Studierende aufgenommen, das entspricht in etwas den Zahlen der Vorjahre“, so Hildegund Amanshauser heute Mittwoch in einem Pressegespräch. „Mit 106 Stipendien konnten wir in diesem Jahr weit mehr vergeben als in den Vorjahren (2014 waren es 91, in den Jahren davon 84 beziehungsweise 88). Dies, so die Sommerakademie-Leiterin, sei ist vor allem der außergewöhnlich großzügigen Förderung privater Mitglieder im Verein der Freunde zu verdanken.

Bei der 63. Internationale Sommerakademie konzentriert sich in diesem Jahr auf das Thema „Bedeutung herstellen“. Kunst sei „immer eine Auseinandersetzung mit der Welt und der Gesellschaft in der wir leben“, erklärt Hildegund Amanshauser. „Kunstwerke stellen daher, das ist unsere These, auf unterschiedliche Weise etwas her, das man Bedeutung nennen könnte.“ Aber eben nicht nur Kunstwerke selbst, sondern auch Kunsttheorie, Kunstgeschichte, Kunstkritik sowie kuratorische Theorie und Praxis tragen das Ihre dazu bei. Wo diese ideologischen Helferlein bei der Deutungs-Gebung über das Ziel hinaus schießen oder gar bewusst ihr Mandat überschreiten, wäre vielleicht einmal ein spannendes Thema. So weit geht man bei der Sommerakademie in Salzburg nicht: „Uns interessiert dabei besonders, wie unterschiedlich dieses Thema in diversen Regionen der Welt aufgegriffen wird – durch unsere Lehrenden, Vortragenden und Studierenden.“ Diese kommen heuer wieder aus rund fünfzig Ländern.

Die Stadt Salzburg ist selbst nicht ganz ungefährdet, der Kunst mehr Bedeutsamkeit zuzuschreiben, als ihr zukommt. Warten wir also ab, was beim Kurs des ArchitektInnenkollektivs feld72 herauskommt. Da soll ein lokaler Bezug zur Kunst hergestellt werden. Die Teilnehmenden werden an spezifischen Übergangszonen der Stadt untersuchen, wie Salzburg zwischen einem Ausnahmezustand (der Festspielzeit) und Zeiten des Alltags oszilliert. „Der öffentliche Raum ist eine der großen Bühnen, auf welcher dieser Wechsel der Zustände in seinen Chancen und Konflikten ausgetragen und aufgeführt wird“, weiß Hildegund Amanshauser, die ja die lokale Szene lange und genau genug kennt (sie war in den neunziger und frühen Zweitausender-Jahren Leiterin des Kunstvereins). „Die Phänomene, die in Salzburg zu finden sind, können als Fallstudie für die Transformation des öffentlichen Raumes insgesamt betrachtet werden.“

Am Freitag, 7. August, werden zum ersten „Tag der offenen Türen“ der Sommerakademie die künstlerischen Arbeiten und Interventionen im öffentlichen Raum präsentiert. „Dank der guten Zusammenarbeit mit der Stadt Salzburg wird der Kurs das ehemalige Barockmuseum am Mirabellplatz als Atelier für alle Vorbereitungsarbeiten temporär nutzen können“, freut sich die Sommerakademie-Leiterin.

Wenn Kunst also bedeutungsvoll ist – die Antwort „Nein“ ist auf der Sommerakademie eher nicht zu erwarten –, ist sie dann auch „nützlich“? Die eingeladenen Vortragenden der Internationalen Sommerakademie spannen einen weiten Bogen in der Beantwortung dieser Fragen von der Analyse „Nützlicher Kunst“ und ihrer Auswirkung auf die Gesellschaft (Florian Malzacher), zur grundsätzlichen Hinterfragung des Kunstwerks im Spannungsfeld zwischen Markt und Museum (Luis Camnitzer). David Riff befasst sich mit der Aktualität marxistischer Ästhetik und Ekaterina Degot fragt, wie kuratorische Montage in Ausstellungen zur Bedeutungsproduktion beiträgt. Tony Chakar schließlich erzählt aus seiner unmittelbaren Lebenswelt im Nahen Osten und befasst sich mit dem Verhältnis von ISIS und christlichen Minderheiten in der Levante.

Zudem sind Sabine Breitwieser (MdM), Martin Hochleitner (Salzburg Museum) und Séamus Kealy (Salzburger Kunstverein) eingeladen, um das Salzburger Umfeldnäher zu beschreiben und auszuleuchten. Der Salzburger Kunstverein richtet die dreiteilige Vortragsreihe „Die Person als Special Effect“ aus, zu den Mittagsgesprächen stellen sich die Lehrenden auf der Festung Hohensalzburg vor.

Ein interessanter Aspekt: Vier Leute, die erst seit ein paar Monaten oder bereits seit Jahren in Salzburg leben, führen jeweils einen Spaziergang durch quasi eine andere Stadt. Jubril Olawunmi aus Nigeria, Mohammad Ali Sadeghi aus Afghanistan, Mohammad Basel Safrahaji aus Syrien und Ariadna Castorena aus Mexico zeigen uns die für sie bedeutsamen Orte in Salzburg und vergleichen spezifische Situationen mit denen in ihrer Heimat.

Arbeiten von Lehrende der Sommerakademie sind in drei Ausstellungen in Salzburg zu sehen. Nora Schultz zeigt eine ortsspezifische Intervention in der Kunst- und Wunderkammer im Dommusum. Die Galerie Trapp zeigt Marmorreliefs von Peter Niedertscheider, der wieder imMarmorsteinbruch Kiefer lehrt. Im Projektraum periscope sind in der zweiteiligen Gruppenausstellung „Referring to...“ Arbeiten von cinéma copains – Arne Hector/Minze Tummescheit, Eva Engelbert, Fabian Fink, Giovanni Giaretta, Katharina Karner, Nina Kerschbaumer, Barbara Lindmayr, Maha Maamoun, Nina Prader, Viktoria Schmid, Sam Siwe, Anton Stuckardt und Siegfried Zaworka zu sehen. (ISBK/dpk-krie)

Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst, von 20. Juli bis 29. August.; alle Veranstaltungen sind bei freiem Eintritt zugänglich – www.summeracademy.at
Bilder: dpk-krie (1); ISBK / Pia Streicher (2)

 

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