Ins Gusswerk eingegossen
INITIATIVE ARCHITEKTUR / ARCHITEKTURPREIS DES LANDES
23/10/14 Ein durchaus aufschlussreiches Detail: Nur 17 der für den „Architekturpreis des Landes Salzburg 2014“ eingereichten Bauten stehen in der Landeshauptstadt, 51 in den Bezirken. Qualitätvolles Bauen ist also nicht an urbane Ballungsräume geknüpft.
Von Reinhard Kriechbaum
Im Ausstellungsraum der Initiative Architektur kann man – nur noch bis morgen Freitag (24.10.) – die Einreichungen durchblättern. Auf Schautafeln sind die Bauwerke dokumentiert. Da bekommt man einen Eindruck davon, dass kontinuierliche Bewusstmachung sehr viel bringt. Mit der Einrichtung eines Architekturpreises hat das Land Salzburg nämlich 1976 österreichweit ein Beispiel gesetzt. Der Sinn für qualitätvolles Bauen hat generell zugenommen, keine Frage. Oft auch der Mut. In manchem Schulbau, Hackschnitzelwerk und was sonst noch an Offiziellem gebaut wird in Kleinstädten, spiegelt sich baukünstlerischer Ehrgeiz. Das Wasserfallzentrum Krimml, die Kletterhalle Saalfelden, das Musikschulgebäude K.U.L.T. in Hof,– ein paar Beispiele nur dafür, wie sich Architektur nicht nur selbstbewusst aufpflanzt, sondern auch quasi maßstäblich ihrer Umgebung einfügt. Vom „Travel Charme Bergresort“ in Werfenweng kann man das so vielleicht nicht sagen, aber es hat seine Qualitäten, auch im Über-Format. Der tumb-zeitgeistige Würfel ist jedenfalls nicht mehr unbedingt das Maß aller Dinge (wenn es ihn auch gibt).
Was ist der Jury – Gerda Maria Gerner, Gernot Hertl, Josef Sailer – besonders ins Auge gestochen, als sie asgesuchte Objekte näher begutachteten? Der Architekturpreis des Landes wird ja nicht für schöne Pläne, sondern für realisierte Bauten vergeben, das betreffende Ding muss also bestehen können in seinem Umfeld. Völlig einig war sich die Jury, dass die Erweiterung des Gusswerks (der ehemaligen Glockengießerei Oberascher) besonders geglückt ist. Man betont im Katalog, dass man mit diesem Projekt „dem gesamten Gerwerbegebiet-Unwesen“ im Umfeld österreichischer Städte „die Nase zeigt“. „Präzise, uneitel, subtil“ sind Wörter, die der Jury dazu eingefallen sind. Dass dafür vier Architekturbüros (LP architektur, hobby a., cs-architektur und strobl architekten) in einem moderierten Verfahren als Team arbeiteten wird besonders hervorgehoben.
Wenn viele Bauleute zusammenarbeiten, muss die Sache allerdings nicht einfacher werden. Damit ist das Thema angesprochen, für das Thomas Harlander das Förderstipendium bekommen hat: „Komplexität bei der Planung – Kybernetische Modelle für die Suche nach Einfachheit und Überschaubarkeit“ heißt seine Arbeit. Schon dieser Titel suggeriert, dass Ergebnisse von Planungs- und Baubesprechungen ziemlich durchwachsen ausfallen können.
Aber gefragt sind in der Architektur heutzutage eben klare Linien. Die lösen jene beiden Projekte ein, für die Anerkennungen vergeben wurden. Heinz Tesar ist Architekt des Generalats der Halleiner Schwestern Franziskanerinnen in Oberalm. Diese haben ja ihr Mutterhaus, die Emsburg an der Hellbrunner Allee, im Vorjahr aufgegeben und haben sich ein supermodernes Kloster bauen lassen. Ziemlich bemerkenswert.
Die zweite Anerkennung ging an Georg Kleeberger und Walter Klasz für Kirche und Gemeindezentrum Rif. Da käme man, tagsüber von außen hinschauend, gar nicht so ohne weiteres auf die Idee, dass es sich da eine Kirche verbirgt. Aber ab der Dämmerung leuchtet ein riesiges Kreuz wie magisch aus dem kristallin anmutenden Baukörper.