Feuerwerk von Ideen
SOMMERAKADEMIE FÜR BILDENDE KUNST / PUB ART
12/08/14 Wieder einmal beweist es sich, wie umständlich das Deutsche ist und wie knapp, kurz und bündig ein gleichwertiger Ausdruck im Englischen sein kann. Wir reden von der „Kunst im öffentlichen Raum“. Der dreiwöchige Kurs an der internationalen Sommerakademie für bildende Kunst unter der Leitung des polnischen Künstlers Robert Kusmirowski hieß „PUBART“.
Von Werner Thuswaldner
Kunst im öffentlichen Raum muss sich wahrlich nicht im Aufstellen von irgendwelchen Statuen erschöpfen. Ein Kurs der Sommerakademie für bildende Kunst erbrachte begeisternde Ergebnisse. Schade, dass die Präsentation so kurz befristet war.
Als Stützpunkt für den Kurs diente das Vogelhaus im Mirabellgarten. Am Freitag (8.8.) war zu sehen, was die elf Teilnehmerinnen und Teilnehmer produziert haben. Kusmarowski ließ sie an der langen Leine. Ein Großteil der Zeit verging mit dem Sammeln von geeigneten Materialien. Sie fanden sich auf Flohmärkten, im Sperrmüll und auf dem Recyclinghof, vieles darunter, was die Fantasie beflügelte. Im Vogelhaus etwa, wo zunächst das völlige Chaos zu herrschen schien, war zu erkennen, dass sich aus den Fundsachen ein gutbürgerliches Wohnzimmer hatte einrichten lassen, mit gediegenen Fauteuils und einer echten Bibliothek. Ein expressiver Wurzelstock, der aus den Hochwasserfluten der Salzach geborgen worden war, wurde als weiblicher Torso erkannt und ausgestellt. Petra Göbel kochte Suppe für die Passanten, um das Nährende zu betonen, das der Kunst gelegentlich innewohnt. Sie stellte außerdem Plakatständer mit weiblichen Porträts auf. Aus den Texten konnte man Authentisches über das Fremd- und das Integriertsein erfahren. Auf dem Rosenhügel lag eine Metallmatte. Wer sie betrat, löste einen beängstigenden akustischen Reflex aus.
Die Rumänen Raluca Croitoru wählte einen ungewöhnlichen Ansatz. Sie studierte genau die Arbeit der Gärtner und bewarb sich dann um eine vakante Stelle. Ob sie inzwischen eingestellt worden ist, müsste noch recherchiert werden.
Veronika Schatz nahm sich des meistfotografierten Motivs in Salzburg vor: den Blick vom Rosenhügel über den Mirabellgarten hin zur Festung. Sie platzierte eine historische Ansicht von genau derselben Stelle aus so, dass ein Vergleich zwischen Einst und Jetzt möglich wurde. Außerdem stellte sie am Springbrunnen ein Objekt mit dem Titel „Reizüberflutung“ auf. In einem stehenden Rahmen befanden sich viele Dutzend speziell geschliffene Spiegel. Wer dort vorüberging, dessen Bild wurde auf überaus effektvolle Weise fragmentiert.
Eine begehbare Camera obscura richtete Katharina Hummer im ausgeräumten Barockmuseum ein. Hannah Whitlow ließ sich von einer kleinen Hütte an der Stadtmauer auf dem Kapuzinerberg anregen, das seit langem von einem Paar bewohnt wird. Sie reagierte darauf mit einem einfachen Haus, das sie beim „liegenden Baum“ im Kurgarten errichtete.
Zuletzt sei noch die ironische Initiative erwähnt, die als Absage an jegliche Skandalisierung in Salzburg verstanden werden konnte: Den drei musizierenden Bronzeskulpturen von Max Rieder vor dem Kongreßhaus wurden stilvoll gestaltete Accessoires zur Verhüllung von Körperteilen verpasst, deren Anblick Anstoß erregen könnte.
Übrigens: Die zuständigen Ämter der Stadt unterstützten die Initiativen mit Offenheit und Entgegenkommen.