Kunst für Tauben und Vandalen?
HINTERGRUND 2 / KUNSTPROJEKT SALZBURG
05/03/10 Ganz einfach: Man muss nur den genauen Zeitpunkt des astronomischen Sonnenuntergangs für den jeweiligen Tag errechnen und eine Viertelstunde vorher auf dem Mönchsberg auftauchen, dann wird die Pforte aufgehen: Hobby-Astronomen und Sterngucker tun sich mit dem Besichtigen des Licht-Tums von James Turrell ganz leicht.
Von Heidemarie Klabacher
Sonst also ist der Sky-Space auf dem Münchsberg verschlossen. Das muss so sein, weil Vandalen immer wieder der Kunst im öffentlichen Raum mitspielen.
Auch andere Werke im „Kunstprojekt Salzburg“ haben ein schweres (Über)Leben. Die Konradinische Krypta im Salzburger Dom war erst jüngst „wegen eines Vandalenaktes geschlossen“. So stand es jedenfalls an der Tür, als DrehPunktKultur jüngst einmal vorbei schaute. Tatsächlich sei das kein „Vandalenakt“ sondern „Materialverschleiß“ gewesen und sofort repariert worden, sagt Walter Smerling, der künstlerische Leiter des Kunstprojekts Salzburg. Die fragilen Gebilde von Christian Boltanskis „Vanitas“-Installation unter dem Dom sind halt wirklich empfindlich.
Mehr musste da schon Markus Lüpertz’ besonders ungeliebte Mozart-Skultpur aushalten. Diese ist bekanntlich von Saubermännern sogar schon mit Farbe und Dreck beworfen worden.
„Kunst und Öffentlichkeit bringt das immer mit sich. Die meisten Leute gehen ganz normal mit Kunst um, in dem sie sie betrachten“, sagt Walter Smerling. „Aber solange es Menschen gibt, wird auch so etwas passieren.“
Dass der Lichtturm von James Turrell auf Mönchsberg überhaupt geschlossen ist, wundert gar nicht: Seit die Arbeit 2006 installiert wurde, locken die heiklen feinen Lichtbänder die Vandalen an, wie Licht die Motten. Jetzt kann man die zaubrischen Farbeffekte meist nur noch durch eine dreckige Schutzglasscheibe auf sich wirken lassen.
Der Mann auf der Kugel ist als Fotomotiv und Touristen-Gag trotz seiner Exponiertheit in der Welthauptstadt der Mozartkugel unangreifbar, der zweite Teil der Skulptur (die kleine Frauenfigur im Toscaninihof in der Nische über dem Eingang zur Mönchberggarage) aufgrund der unangreifbaren Stellung hoch über den Köpfen.
Wirklich liebevoll betreut, immer wieder einmal umgruppiert und neu aufgestellt, werden die Sessel der Marina Abramovic am Staatsbrückenkopf. Die sind aber auch wirklich so unauffällig, dass sie als „Kunst“ auch den eifrigsten Salzburg-Retter nicht irritieren. Und auf dem Makartplatz, wo Tony Craggs „Caldera“ steht, haben die meisten Leute eh nur einen Blick für die Magnolien.
Bilder: www.salzburgfoundation.at