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Der Hund trägt Dirndl

ART SALZBURG

09/08/13 Kann man aus der „Art Salzburg“, der bis 18. August in den Prunkräumen der Salzburger Residenz stattfindenden Kunstmesse, Bedürfnisse des Salzburger Sommer-Publikums herauslesen? Hält das Angebot, was der ins Dirndl gekleidete Chihuahua als Plakatmotiv verspricht?

Von Reinhard Kriechbaum

154Die Kunst- und Antiquitätenmesse zu Ostern hat an diesem Ort jahrzehntelange Tradition. Wäre dort eine Kunst-Kollission denkbar, wie sie einander jetzt der Kunsthandel Robert Keil und die Wiener ZSart-Galerie in einem Raum liefern? Der eine hat artige Biedermeier-Medaillons und andere Porträtbilder aufgehängt. Gegenüber knallt der „Golden Palace“, ein gülden eingefärbtes Riesenfoto eines Pissoires von Robert Staudinger.

Solche Konfrontationen könnte man für andere Räume auch beschreiben. Da hört man auf dem großen, geradezu haptischen Stand von Mario Mauroner (MaM) förmlich den Riesenhirsch röhren, wogegen gleich daneben, bei Schüller, mit Leo Putz („Ein Künstler, 153der die Frauen liebte“)  klassische Moderne auf Käufer wartet. Schüller hat nicht nur eine beachtliche Zahl von Putz’schen Frauenbildnissen auf Lager, sondern auch einige kleinformatige Bilder von dem viel weniger prominenten Otto Pippel. Zum Beispiel eine Ölskizze; die Richard Strauss dirigierend zeigt. Giese & Schweiger ist allemal für Klimt-Zeichnungen gut, und ein Kleinformat – „Trauernde Frauen“ von Kolo Moser – zieht ebenfalls die Aufmerksamkeit auf sich.

Der Anteil an zeitgenössischer Kunst ist bei der „Art Salzburg“ höher als bei der Kunst- und Antiquitätenmesse zu Ostern. Mag sein, dass sich darin auch spiegelt, dass man es im Sommer mit einem heterogeneren und vielleicht doch weniger „wertkonservativen“ Publikum zu tun hat. Das schließt natürlich Chagall, Kandinsky, Miró nicht aus, wie sie wohlfeil in der Koje von Salis & Vertes hängen. Auf Wellpappe hat Miró „Tete“ gemalt. Zu Wassily Kandinskys Öl-Vedute „Kallmütz-Vilsgasse I“ fällt den Galeristen eine nette Liebesgeschichte ein, hier begann das Techtelmechtel zwischen Kandinsky und seiner Schülerin Gabriele Münter. Respekt vor dem Sortiment der Galerie Francaise mit ihrem Angebot der „École de Paris“. Nicht zu unterschätzen die Konkurrenz durch die deutsche Galerie Jörg Schumacher, mit Chagall und anderer klassischen Moderne.

155Auffallend bei Wienerreuther: zwei riesige Zeichnungen von Oskar Kokoschka. Adam und Eva tragen die Züge von ihm und seiner Frau. Das andere Bild zeigt die Taufe Christi. Beide Blätter hat Kokoschka für Salzburg geschaffen, es sind die Entwürfe für zwei Türflügel in der Pfarrkirche Parsch. Wer es moderater will: Gleich gegenüber hat Senger (Bamberg) die gewohnte Versammlung von Heiligenfiguren – aber originellerweise auch zwei Gemälde von Alfons Walde. So wie zu Ostern dürfen die Waldes ja nicht fehlen. Seine „Lichtfiguren“, entstanden Anfang der dreißiger Jahre (bei Kovacek) zeigen eine andere Facette dieses Künstlers.

152Zibelius Fine Arts ist eine gute Adresse für Impressionismus und dergleichen Licht-Spielereien. Aber von dem Österreicher Robert Staudinger muss man natürlich auch reden. ZSart hat auch eine fotografische Medaillon-Porträtserie („All You Can“) hängen (was wieder eine witzige Irritation mit den Porträts vom Stand gegenüber ergibt).

Und die Sache mit dem Hund? Staudinger hat da mit der Mode-Eitelkeit gespielt, mit dem Kleider-Glanz des Festspielpublikums, mit der Beliebtheit der Trachtenmode – und all das scheint aus der Sicht des Künstlers ordentlich auf den Hund gekommen zu sein.

Art Salzburg, Kunstmesse bis 18. August in den Prunkräumen der Residenz - www.artsalzburg.info
Bilder: Art Salzburg

 

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