Als Flaneur im Salon
STADTGALERIE / SALON ZEICHNUNG
24/04/13 “Salon Zeichnung”: Die Verschiedenheit und Intensität der in der Stadtgalerie Lehen ausgestellten Arbeiten zeigen in diesem Umfang eigentlich zum ersten Mal, welchen Stellenwert die Zeichnung für Salzburger Künstlerinnen und Künstler hat.
Von Wolfgang Richter
Er war eine zentrale Figur in der Salzburger Kunstszene der Nachkriegszeit und galt als Künstler und Lehrer mit seinem ansteckenden Enthusiasmus als eine moralische Instanz. Werner Otte hat die Grafische Werkstatt im Traklhaus aufgebaut, war Mitglied der Salzburger Gruppe (1951-1969) und Mitbegründer der Gruppe 73 (1973-1979), hat an der Volkshochschule Kurse gegeben, Mal- und Zeichenwochen für Dilettanten im besten Sinn und für Künstlerkollegen (Malertage in Rauris, zusammen mit Hermann Ober) geleitet. Viele Jahre wirkte er als Lehrer an der Sommerakademie; sein Atelier im Künstlerhaus führte er in der Tradition eines Salon als offenen Ort der Begegnung.
Mit diese vielfältigen Aktivitäten hat Werner Otte erheblichen Einfluss auf das Kunstklima der Stadt ausgeübt. Er wurde zu einer Vaterfigur für viele junge Menschen, die auf der Suche nach einem künstlerischen Mentor waren.
Bernhard Lochmann hat als Kurator der Ausstellung "Salon Zeichnung. Werner Otte und die Aspekte des Grafischen" die Stadtgalerie in ein vielseitiges Kabinett verwandelt, das dem Besucher die Faszination der Grafik vermittelt. Wie in einem Studiensaal zieren Arbeiten von Salzburger Künstlerinnen und Künstlern, deren Entwicklung eng oder peripher mit Werner Otte verbunden waren, die Wände.
Otte selbst ist mit einem ansehnlichen Konvolut von Arbeiten vertreten, das seine Virtuosität zeigt. Er hat das Medium der Zeichung stets als anschauliches Mittel zum Diskurs verstanden. Von der Musik inspirierte Abstraktionen, handwerklich solide Exkurse zur Gegenständlichkeit und tagebuchartige Arbeitsblätter bezeugen seine Vielseitigkeit.
Zusammen mit Arbeiten von Kollegen seiner Generation wie Rudolf Hradil oder Max Peiffer Watenphul stößt man auf fixe Größen der Salzburger Grafikszene wie Martin Rasp oder Konrad Winter, Martin Gredler, Eva Möseneder und Ulrike Lienbacher. Dazu gibt es eine Reihe von Künstlern, die in Salzburg bisher kaum ausgestellt wurden, wie etwa Helmut Morawetz.
Schade ist, dass trotz der 33 Ausgewählten viele Weggefährten Ottes aus der Salzburger Gruppe und der Gruppe 73, nicht berücksichtigt sind. Auch die Auswahl jener, die ihm künstlerisch verbunden waren, bleibt sehr exemplarisch. Mit diesem Titel ist die Präsentation eine vertane Chance, ein bisher vernachlässigtes Kapitel der Salzburger Kunstgeschichte ausführlicher zu darzustellen.
Stattdessen sind den exemplarisch ausgewählten KünstlerInnen alte Meister und Klassiker des 20. Jahrhunderts (aus der Sammlung Gugg) gegenüber gestellt. Das ergibt zweifelsohne spannende Bezüge und eröffnet lehrreiche Perspektiven, erweitert jedoch das Thema fast ins Beliebige.