Frischer Wind in höchsten Kunst-Regionen
RESIDENZ / ARS & ANTIQUE
22/03/13 Auffallend, wie gut durchlüftet die österliche Kunstmesse in der Salzburger Residenz wirkt. Über Jahre und Jahrzehnte schien da ja jedes Ding am gewohnten Platz zu stehen. Das ist nicht mehr so. Es ist viel Bewegung bei den Ausstellern, ein Kommen und Gehen.
Von Reinhard Kriechbaum
Natürlich, manche sind Fixstarter: Salis & Vertes am oberen Ende des Carabinierisaales zum Beispiel, oder Giese & Schwaiger auf der anderen Seite, gleich beim Eingang. Mit Kunst wird man schon im Stiegenhaus unten empfangen. Wenn es keine Gartenzwerge sein sollen (die man Besuchern der Kunst- und Antiquitätenmesse sowieso nicht zumuten würde), sondern barocke Sandstein-Gartenplastiken, ist man bei Schauer (Krems) gut aufgehoben. Am Stand droben gibt es weitere gute Stücke. Gleich schräg gegenüber im Rittersaal bei Walter Moskat, stechen einige Wachsdevotionalien unter Glasstürzen ins Auge. Solche liebenswerte Dinge wurden einst in Serie am anderen Ufer der Salzach, in der Salzburger Wachs-Manufaktur Weinkamer, angefertigt.
Ein Rundgang aus Salzburg-Perspektive: Giese & Schwaiger hat einen „Bauernhof im Pinzgau“ von Josef Stoitzner hängen, feinen pointillistischer Stimmungs-Impressionismus. Auch ein Stillleben von Anton Faistauer ist wohlfeil. Lillys Art (Wien) bietet eine Pietá (salzburgisch, um 1420) an. Bemerkenswert eine „Farbdramaturgie“ (1948) von Georg Jung bei Runge, wo es auch eine vom Blickwinkel her eher ausgefallene Salzburg-Vedute von Franz Xaver Weidinger gibt – eine Ansicht von Maria Plain vom Müllner Hügel aus, mit dem alten Klostergebäude im Vordergrund. Bei Figl (St. Pölten) hängt ein kleines Bild von Rudolf von Alt, „Eingangshalle der Stiftskirche Nonnberg“.
Nicht mehr ganz so stark bestückt wie früher ist das Segment für alte Möbel. Dafür hat man mit der Wiener Galerie „Rauminhalt“, die ihrerseits mit dem Salzburger Partner „Madero CollectorsRoom“ zusammenarbeitet, neue, illustre Anbieter von Designmöbeln des 20. Jahrhunderts. Erstmals zu Ostern in der Residenz dabei: A. E. Köchert Juweliere (Wien/Salzburg), der Kunsthandel Kohlhammer und der auf Möbel aus Barock, Empire und Biedermeier spezialisierte Anton Figl. Mit der Galerie Jörg Schumacher aus Frankfurt, die Gemälde und Zeichnungen des 19. Und 20. Jahrhunderts präsentiert, und dem Impressionismus-Spezialisten Zibelius aus Greding gibt es im Bereich der Bildenden Kunst zwei hochkarätige neue Aussteller aus Deutschland. Die "Chinesische Puppe" im Bild links ist von Albert Paris Gütersloh (Galerie bei der Albertina/Zetter).
Was hat es mit „Werner Berg – Peking, Shanghai, Salzburg“ auf sich? Schütz Kunst & Antiquitäten hat diese ansehnliche Binnen-Schau mit Arbeiten Bergs ((1904-81) zusammengestellt, von denen einige eben zu Jahresbeginn in den beiden chinesischen Metropolen zu sehen waren.
Ein genereller Eindruck: Viele Aussteller legen allergrößten Wert auf ein helles, luftiges Design ihrer Stände. Und ebenfalls gilt wohl: Im Kunsthandel kann man in Zeiten wie diesen wohl nur mit allerhöchster Qualität bestehen. Es dürfte in Salzburg im Umfeld der Osterfestspiele noch ausreichend zahlungskräftige Klientel vorbeikommen.
Täuscht der Eindruck, oder warten heuer in Summe weniger Bilder von Alfons Walde auf Käufer? Einiges ist natürlich da, so wie Egger-Lienz, Kokoschka – und natürlich die obligaten Zeichnungen von Klimt und Schiele. Schieles „Mädchenporträt“ von 1918 und ein sitzender Rückenakt bei Kovacek seien zumindest genannt, auch Richard Ruberl oder Freller halten Einschlägiges bereit. Nitsch und Rainer (etwa bei Thomann) gehören ebenfalls zum unverzichtbaren Messeangebot in der Residenz. Die Wiener Galerie Metropol überrascht mit einer liebenswürdigen Serie kleinstformatiger „Impressionen vom Attersee“ von Otto Friedrich (1862-1937): Jugendstil vom Allerfeinsten. Purer Symbolismus spricht aus dem Gemälde „Sehnsucht“ von Norbertine Bresslern-Roth, die man eher als Illustratorin naturkundlicher Bücher abgespeichert hat, deren Werk aber seit geraumer Zeit teuer gehandelt wird.
Immer Seitenblicke wert ist, was Spezialhändler anbieten: Höchst liebenswürdig die Musikautomaten und Vogel-Spieldosen (Kling Technischer Kunsthandel, Wangen im Allgäu). Makaber manch medizinisches Gerät im Wissenschaftlichen Kabinett von Simon Weber Unger. Eine Kreidetafel für die tägliche Statistik eines Krankenhauses („Kranken:Bestand“) entspricht nicht heutigen Vorstellungen vom Umgang mit Patienten.
Und wenn es ein mittelgroßes Schlösschen sein soll? Sogar die Salzburger Immobilienkanzlei Kurz ist bei „Ars & Antique“ vertreten. Zum 38. Mal findet die Kunst- und Antiquitätenmesse in der Residenz statt.